Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist weiterhin hoch. Der Deutsche Spendenrat macht sich dennoch Sorgen über die künftigen Spendenhöhen – aus mehreren Gründen.
Die Spendenbereitschaft in Deutschland pendelt sich nach Angaben des Deutschen Spendenrates nach zwei Rekordjahren wieder auf dem Niveau vor der Corona-Zeit ein. Deutsche Privathaushalte spenden in diesem Jahr voraussichtlich knapp fünf Milliarden Euro. Das geht aus dem Zwischenbericht “Trends und Prognosen” hervor, den der Spendenrat am Montag in Berlin vorstellte. Im Vorjahr waren es etwa 5,7 Milliarden.
Grund für den Rückgang sei eine zu erwartende Normalisierung nach den bisherigen Höchstständen in Folge der Flut im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen und des Krieges in der Ukraine, hieß es. Das sei angesichts der Inflation und der Rekord-Hilfeleistungen der vergangenen Jahre “immer noch beeindruckend hoch”, sagte der Geschäftsführer des Spendenrates, Martin Wulff.
Dennoch blickt der Spendenrat auch mit Sorge auf künftige Entwicklungen. Denn die Zahl der Spender nehme seit Jahren ab. Nur etwa jeder Fünfte in Deutschland spende überhaupt. Das sei der tiefste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005, als noch etwa jeder Dritte spendete.
Für die Spender seien vor allem zuverlässige und transparent arbeitende Spendenorganisationen wichtig, erklärte Wulff. Dazu sei eine freiwillige und transparente Rechenschaft über die eingesetzten Spendengelder unverzichtbar. Entsprechende Prüfverfahren und Zertifizierungen von Organisationen könnten dabei für Spendende eine Orientierung geben.
Zwischen Januar und September seien 3,2 Milliarden Euro Spenden zusammen gekommen. Die Summe werde in der Weihnachtszeit erfahrungsgemäß noch ansteigen, aber nicht das Niveau der beiden Vorjahre erreichen, teilte der Spendenrat weiter mit. Am häufigsten werde für die Humanitäre Hilfe gespendet. Drei von vier gespendeten Euro wurden für diese Zwecke gegeben.
Etwa 37 Euro beträgt den Angaben zufolge die durchschnittliche Einzelspende. Das sei der dritthöchste Wert nach den beiden vergangenen Rekordjahren, als die Durchschnittsspende jeweils knapp über 40 Euro lag. Etwa sechs Mal pro Jahr öffne ein durchschnittlicher Spender seinen Geldbeutel für wohltätige Zwecke.
Am spendenfreudigsten ist demnach weiterhin die Altersgruppe der Über-70-Jährigen. Sie sorge für 42 Prozent der Gesamtspendensumme; zusammen mit den Über-60-Jährigen sogar für zwei Drittel aller Spenden.
Während die Spendeneinnahmen für Geflüchtete im Vergleich zum Vorjahr deutlich rückläufig seien, lägen sie mit 316 Millionen Euro dennoch weit über dem Niveau von 2019, als nur 188 Millionen Euro für die Geflüchtetenhilfe gespendet wurden, hieß es. Im selben Vergleichszeitraum seien auch die Spenden für kirchliche und religiöse Zwecke um 30 Prozent zurückgegangen.