Bundesweit tauschen Schülerinnen und Schüler am Sozialen Tag den Unterricht gegen einen Arbeitsplatz. Ihren Lohn spenden sie an verschiedene Projekte in der Ukraine, die sich an Kinder und Jugendliche richten.
Statt im Schulunterricht zu sitzen, stehen Brendon und Joan, beide 13 Jahre alt, auf dem Bonner Wochenmarkt. Sie verteilen im Auftrag der Deutschen Marktgilde, einem Veranstalter von Wochenmärkten, Handzettel an Besucher, um über umweltbewusstes Einkaufen zu informieren. Die beiden Sechstklässler machen mit beim Sozialen Tag und arbeiten an diesem Mittwoch vier Stunden lang für einen guten Zweck. “Das ist besser als in der Schule rumzusitzen und sich zu langweilen”, sagt Brendon. Er und Joan finden es “gut”, dass sie ihren Lohn spenden können – an von Krieg betroffene Kinder und Jugendliche.
Der Soziale Tag wird von der jugendlichen Hilfsorganisation “Schüler*innen Helfen Leben” mit Sitz in Berlin und Neumünster in Schleswig-Holstein organisiert. Am 18. Juni und am 11. Juli tauschen bundesweit Schülerinnen und Schüler ihr Klassenzimmer für den guten Zweck gegen einen Arbeitsplatz.
Wie die Organisation mitteilt, sollen die Einnahmen wie schon in den vergangenen Jahren Projekten in der Ukraine zugute kommen. So soll etwa auch “Shelter” unterstützt werden, ein Projekt mit acht unterschiedlichen Standorten in der Ukraine, in dem binnengeflüchtete Kinder und Jugendliche betreut werden und ihnen durch Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten eine Abwechslung vom Kriegsalltag geboten werden soll.
Auf dem Bonner Wochenmarkt stößt der Stand auf großes Interesse. Schon gegen Mittag haben die zwei Schüler der Europaschule in Köln nicht nur zahlreiche Handzettel verteilt, sondern auch wiederverwendbare Einkaufstüten.
Martin Rosmiarek ist der Niederlassungsleiter Köln der Marktgilde und Vater von Joan. “Ich finde es toll und wichtig, dass Schüler früh in das Arbeitsleben hereinschnuppern können”, sagt er. Außerdem unterstütze er gerne die Spendenaktion für die Ukraine – in diesem Jahr mit der Marktgilde zum ersten Mal. Dass die zwei Schüler den Kunden das Thema Umweltschutz näherbringen, ist ihm außerdem ein Anliegen. Auf dem Handzettel stehen zahlreiche praktische Tipps, etwa “Eigene Behälter und Obstnetze mitbringen”.
Denn nicht nur Händler könnten Verpackungsmüll reduzieren, sondern auch die Kunden. Und indem sie zum Beispiel Plastikverpackungen beim Kauf vermeiden oder ablehnen würden, würden sie auch den Druck auf die Händler erhöhen. “Das ist wichtig, damit sich der Händler anpasst”, sagt Rosmiarek.
Brendon und Joan geben gerade Jürgen Giesen eine Tasche mit. Der Mann findet es nicht “so berauschend”, dass beim Einkauf so viele vorverpackt sei. Er will auf dem Wochenmarkt noch Spargel kaufen gehen – nun mit wiederverwendbarer Tüte. Auch Doris Arft kommt auf den Stand zu. Die Bonnerin sagt: “Es wird immer so geschimpft auf die jungen Leute. Aber es ist doch toll, was sie hier machen.”
Andere Schüler arbeiten heute im Supermarkt, manche helfen auch bei den Großeltern im Garten oder der Küche mit. “Hauptsache, es wird bezahlt”, erklärt Brendon. Er und sein Freund Joan erhalten heute beide jeweils 50 Euro für ihren Marktdienst, die sie spenden werden. Die Aktion macht ihnen Spaß. “Man hat hier mit den Leuten immer was zu bequatschen”, sagt Joan. Schon kommt die nächste ältere Dame auf den Stand zu und will wissen, was die beiden 13-Jährigen hier anzubieten haben.