NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Polizei für ihre Arbeit in der Silvesternacht gelobt. „Die Polizei war gut vorbereitet und hat viele Chaoten frühzeitig aus dem Verkehr gezogen“, sagte er am Mittwoch in Düsseldorf. „Leider kann auch die beste Vorbereitung nicht verhindern, dass an Silvester Straftaten passieren.“ Zudem äußerte er sich geschockt, dass Polizei und Rettungskräfte weiterhin im Einsatz angegriffen werden. Laut Innenministerium waren insgesamt rund 7.000 Beamtinnen und Beamte im Einsatz. Die Polizei in NRW hat zum Großteil vorläufig ein positives Fazit der Silvesternacht gezogen.
„In der Bilanz hat die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte zugenommen, die Anzahl der verletzten Einsatzkräfte ist jedoch zurückgegangen“, erklärte das Innenministerium. 17 Polizistinnen und Polizisten seien verletzt worden und damit sieben weniger als zum Jahreswechsel 2023/2024. In insgesamt 54 Fällen wurden Einsatzkräfte dem Ministerium zufolge aus einer Gruppe heraus mit Pyrotechnik angegriffen, 76 Strafanzeigen wurden wegen Widerstandshandlungen gegen polizeiliche Einsatzkräfte und aufgrund von tätlichen Angriffen gefertigt.
Unter anderem die Polizei Essen berichtete von Beschuss mit Feuerwerkskörpern auf Feuerwehr und Polizeibeamte. „Durch die Angriffe wurden zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und ein Streifenwagen der Polizei beschädigt“, erklärte sie. Als Polizeibeamte eine Schreckschusswaffe am Hafenplatz in Münster sicherstellten, mit der ein Mann mehrere Schüsse abgegeben hatte, wurden sie den Angaben zufolge aus einer Gruppe von etwa 50 Menschen mit Silvesterfeuerwerk beschossen. Sie seien jedoch unverletzt geblieben, hieß es.
In der Silvesternacht wurden laut Innenministerium insgesamt 1.204 Platzverweise erteilt, 169 Menschen in Gewahrsam und 13 vorläufig festgenommen. 362 Fälle von Körperverletzung wurden demnach zur Anzeige gebracht, darunter 245 Fälle schwerer Körperverletzung. Die Polizei in NRW registrierte zudem 645 Strafanzeigen wegen Sachbeschädigungen. Die Zahl der Taschendiebstähle halbierte sich laut Innenministerium nahezu auf 15 angezeigte Fälle. Auf Vorjahresniveau sei die Zahl der Sexualdelikte mit 30 Fällen geblieben.
Die Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis sprach mit insgesamt 240 Einsätzen von einer einsatzreichen, aber weitestgehend friedlichen Silvesternacht. Auch die Duisburger Polizei berichtete von einem „ruhigen Verlauf“ und zog eine positive Bilanz der insgesamt 388 Einsätze. Die Polizei Bonn zählte 381 Notrufe und Meldungen. In Düsseldorf waren den Angaben zufolge mehrere Hundert Beamtinnen und Beamte bis in die frühen Morgenstunden unterwegs. „Neben dem örtlichen Schwerpunkt Altstadt gab es auch in den anderen Stadtteilen reichlich zu tun“, erklärte die Polizei. „Herausragende Sachverhalte oder schwere Straftaten wurden bislang nicht bekannt.“
In Krefeld wurde laut Polizei wiederum der Staatsschutz eingeschaltet. Bei einem von rund 180 Einsätzen „hat ein 19-Jähriger mit einem Schlagstock auf einen 17-Jährigen eingeschlagen und dabei fremdenfeindliche Äußerungen gerufen“, erklärte sie. Bei der Festnahme habe er nationalsozialistische Parolen gerufen und den Hitlergruß gezeigt. Außerdem habe er ein T-Shirt mit der Aufschrift „Waffen-SS“ getragen.
In Geseke kam laut zuständiger Kreispolizeibehörde Soest ein 24-jähriger Mann nach der Explosion eines Feuerwerkskörpers ums Leben. Nach ersten Erkenntnissen habe es sich bei dem Gegenstand um ein sogenanntes Selbstlaborat gehandelt. Der Mann habe den pyrotechnischen Gegenstand 200 Meter von seiner Familie entfernt auf einem Feld abgelegt. Das mutmaßliche „Selbstlaborat“ sei explodiert und habe schwere Verletzungen verursacht, sodass der 24-Jährige sofort tot gewesen sei. „Ein Notfallseelsorge-Team betreute am Abend und in der Nacht die Familie des Verstorbenen, darunter auch Kinder“, erklärte die Kreispolizeibehörde.
NRW-Innenminister Reul erklärte, dass ihn die Toten und Verletzten durch selbstgebaute Böller oder falsche Handhabung von Feuerwerkskörpern ratlos zurückließen. „Das Hantieren mit Knallkörpern – auch wenn sie bunt und glitzernd sind – bedarf größter Vorsicht“, sagte er. „Warum ist das noch nicht bei jedem Menschen angekommen?“