Die Erstürmung der Stasi-Zentrale in Ost-Berlin vor 35 Jahren war laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) ein bedeutender Moment in der Demokratiegeschichte Deutschlands. Die Zivilcourage hinter der Erstürmung am 15. Januar 1990 verdiene bis heute höchste Anerkennung, sagte Roth am Dienstag in Berlin. Durch ihren engagierten Einsatz stoppten DDR-Bürgerinnen und -Bürger seinerzeit die Vernichtung der Stasi-Unterlagen und sicherten ihren Bestand.
Tausende DDR-Bürgerinnen und Bürger hätten damit dem wichtigsten Unterdrückungsinstrument im Machtapparat des SED-Staates ein lautstarkes Ende gesetzt, sagte die Kulturstaatsministerin. Zudem hätten sie den Grundstein für die spätere staatliche und insbesondere auch für die persönliche Aufarbeitung der SED-Verfolgung gelegt.
An den 35. Jahrestages des Ereignisses wird am Mittwoch in Berlin mit einer Reihe von Veranstaltungen erinnert. Geplant sind nach Angaben des Bundesarchivs Ausstellungen, Führungen und eine Podiumsdiskussion. Dazu erwartet wird unter anderem die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe.
Am 15. Januar 1990 hatten Tausende Protestierende vor der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg das Ende der DDR-Geheimpolizei eingeläutet. Unter ihrem Druck öffneten sich die Tore und die Menschen strömten auf das Gelände. In der Folge kam es zur erstmaligen umfassenden Öffnung von Akten einer Geheimpolizei.
Insgesamt wurden nach Angaben des Bundesarchivs seit Ende 1990 mehr als 7,5 Millionen Anträge zu Stasi-Unterlagen gestellt, davon mehr als 3,4 Millionen Bürgeranträge.