Die rheinische Oberkirchenrätin Wibke Janssen wirbt dafür, Lehren aus der Corona-Pandemie für kirchliches Handeln zu ziehen. „In der Krise nach Sinnhaftem zu suchen“ sei sinnvoll, sagte das hauptamtliche Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf mit Blick auf den ersten bestätigten Corona-Fall vor vier Jahren in Nordrhein-Westfalen.
Es sei wichtig, zu klären, „welche besonders verletzlichen Gruppen unsere vorrangige Aufmerksamkeit und Anwaltschaft brauchen“, erläuterte die Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt. Rückblickend sei die Kirche in manchen Punkten „zu schnell und zu weit mitgegangen“. „Es gibt ja die auch medial benannten Beispiele, dass Menschen in den Alteneinrichtungen ohne Begleitung gestorben sind“, sagte Janssen. „An dieser Stelle hätten wir sicher widerständiger sein können und ausloten müssen, ob nicht mehr Freiräume möglich gewesen wären.“
Ethische Fragen an die Kirche
Auch junge Leute hätten früher in den Blick genommen werden müssen, denn jetzt stehe fest, dass viele seelischen Schaden davongetragen hätten. Ebenso solle die Kirche sich auf herausfordernde ethische Fragen wie die Möglichkeit einer Triage vorbereiten, sagte die evangelische Theologin.
„Auch die Frage nach unserer Rolle als Kirche in der Gesellschaft stellt sich noch einmal neu“, betonte Janssen. In der Pandemie habe es viele gute Ideen gegeben, die teilweise vertraute Pfade und Kirchengebäude verlassen hätten. Die Digitalisierung sei weiterzuverfolgen. „Ich habe den Eindruck, da gilt die Regel ‘Zwei Schritte vor und einer zurück’“, sagte sie. Doch auch der Schritt zurück könne sinnvoll sein, „weil ehrlicherweise auch nicht jeder digitale Gottesdienst in seiner Machart wirklich für die digitale Welt produziert war“.