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Regierung: Integration macht viele Fortschritte – Hürden bleiben

Mehr Erwerbstätige mit Migrationshintergrund, aber auch mehr Gewalt: Der Integrationsbericht der Bundesregierung zeichnet ein differenziertes Bild. Vor allem in einem Bereich macht die Analyse Handlungsbedarf aus.

Die Bundesregierung zieht für Deutschland in Sachen Integration eine positive Bilanz. “Deutschlands Vielfalt ist Deutschlands Stärke”, sagte die Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des aktuellen Integrationsberichts der Bundesregierung. Dieser zeige: “In allen Lebensbereichen gelingt Integration besser”, so die Beauftragte. Die Zahl der Einbürgerungen hat 2023 mit rund 200.000 einen Höchststand erreicht. Erwartet wird eine weitere Steigerung, da es seit Mitte diesen Jahres grundsätzlich möglich ist, neben dem deutschen weitere Pässe zu behalten.

Der Bericht zeigt ein Gesamtbild der Einwanderungsgesellschaft anhand von 60 Indikatoren in 14 Themenfeldern. Dazu zählen unter anderem Demografie, Bildung, Arbeit, Wohnen, politische und gesellschaftliche Teilhabe und Gesundheit. 2023 lebten in Deutschland demnach 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Dies entsprach rund einem Viertel der Bevölkerung. 16,2 Millionen waren selbst eingewandert und 5 Millionen Kinder von Eltern, die beide eingewandert sind. Weitere 4 Millionen Menschen haben nur ein Elternteil, das eingewandert ist.

Schwerpunkt des aktuellen Berichts ist das Thema Arbeit. Demnach ist der Anteil der Erwerbstätigen unter den Menschen mit Einwanderungsgeschichte auf rund 69 Prozent gestiegen. Damit liegt er aber noch unter dem Anteil bei Menschen ohne Einwanderungsgeschichte (81 Prozent). Der Zuwachs bei Beschäftigung in Deutschland gehe allerdings seit einigen Jahren zu 100 Prozent auf Menschen ohne deutschen Pass zurück, sagte Alabali-Radovan. Großes Potenzial bestehe weiterhin bei der Integration von eingewanderten und geflüchteten Frauen in den Arbeitsmarkt.

Laut Bericht haben sich von Hass geleitete Gewalttaten zwischen 2005 und 2023 verdreifacht, auf 1.591 Fälle. Darunter waren rassistische, antisemitische und muslimfeindliche Taten. Zudem seien Ausländer im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung häufiger Täter und Opfer von Straftaten. Als Gründe dafür werden genannt, dass Menschen ohne deutschen Pass oftmals jung und männlich seien, häufiger in Großstädten lebten und im Schnitt stärker von sozialen Risikofaktoren betroffen seien.

Alabali-Radovan mahnte, beim Thema Integration nicht nachzulassen. Viele Strukturen, Institutionen und Behörden seien noch nicht auf die vielfältige Gesellschaft ausgerichtet, vor allem im Bildungsbereich. Kinder und Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte seien dort häufiger von Risiken betroffen und sozial gefährdet als andere. Die Beauftragte forderte für Kitas ein sogenanntes Startchancen-Programm, wie es bereits zur Förderung von besonders benachteiligten Schulen existiert.

Immer mehr unter dreijährige Kinder mit Migrationshintergrund besuchen laut Bericht eine Kita. Die Quote stieg seit 2009 von 10,5 Prozent auf 22,3 Prozent im Jahr 2023. Bei den Drei- bis unter Sechsjährigen mit Migrationshintergrund sei die Quote hingegen im selben Zeitraum von 83,6 auf 76,8 Prozent gesunken.

In der Schule haben Kinder von Eingewanderten seit 2006 bei den Kenntnissen deutlich zugelegt. Zugleich verlassen jedoch mehr von ihnen die Schule ohne Abschluss, 2022 waren es 12,4 Prozent. Ein Grund hierfür sei der Zuzug geflüchteter Jugendlicher. Bei Schülern ohne Einwanderungsgeschichte sank der Anteil dagegen auf 3,0 Prozent.

Positive Zahlen enthält der Integrationsbericht aus dem Hochschulbereich: So besuchten 2023 fast doppelt so viele der 18- bis 24-jährigen Eingewanderten nach der Schule eine Hoch- oder Fachhochschule wie noch 2005 (19,3 statt 10,7 Prozent). Der Anteil der Eingewanderten mit akademischem Abschluss verdoppelte sich ebenfalls fast (24,8 statt 13,1 Prozent).