Auch in den evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen kam es zu sexuellen Übergriffen. Ein neues Gremium wird sich damit näher befassen. Dabei sollen Betroffene beteiligt werden.
Die drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen und die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe wollen den sexuellen Missbrauch in den eigenen Reihen gemeinsam aufarbeiten. Am Montag unterzeichneten deren Spitzenvertreter in Wuppertal eine entsprechende Erklärung zur Gründung der “Unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommission West”. Für die rheinische Landeskirche unterschrieb deren Präses Thorsten Latzel und für die westfälische Vizepräsident Ulf Schlüter. Zudem setzten der Lippische Landessuperintendent Dietmar Arends und die Vorständin der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Kirsten Schwenke, ihre Namen unter das Dokument.
Dem sieben Personen umfassenden Gremium sollen mindestens zwei Betroffenenvertreter angehören sowie vier Experten, die nicht bei der Kirche beschäftigt sind. Die Kommission soll den Angaben zufolge Studien in Auftrag geben und die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den Landeskirchen begleiten.
“Natürlich seien alle beteiligten Kirchen und die Diakonie daran interessiert, die Forderungen aus der Ende Januar vorgestellten Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sehr zeitnah anzupacken, sagte der rheinische Vizepräses Christoph Pistorius. Dies gelte etwa für die nicht erfolgte Auswertung aller Personalakten.
“Mit der Kommission verbindet sich ausdrücklich die Hoffnung, dass wir die Verfahren im Interesse von Betroffenen noch verbessern können”, sagte Schlüter. Die Kommission könne aber erst dann ihre Arbeit aufnehmen, nachdem Betroffenenvertreter gefunden worden seien, so Psitorius. Dazu sei geplant, Betroffene aus dem Gebiet der drei Landeskirchen und der Diakonie zu einer Veranstaltung einzuladen.
Diakonie-Vorständin Schwenke sagte, Betroffene müssten eine unabhängige Stelle finden, an die sie sich wenden können. “Das wollen wir und dafür setzen wir uns ein”, so Schwenke. Die Diakonie setze sich auch für ein staatliches Aufarbeitungsgesetz ein, damit betroffene Personen einen Rechtsanspruch auf Aufarbeitung bekommen.