Artikel teilen

Praxis ohne Grenzen mit 6.700 Patienten im Jahr

Die Hamburger Praxis ohne Grenzen feiert am 7. Mai (17 Uhr) im „KörberForum“ ihr zehnjähriges Bestehen. In der ehrenamtlich betriebenen Praxis können sich Menschen ohne Krankenversicherung behandeln lassen, wie die Körber-Stiftung am Montag mitteilte. Jährlich würden bis zu 6.700 Patientinnen und Patienten mit ihren Gesundheitsproblemen behandelt. An der Geburtstagsfeier nähmen auch Deutschlands ehemaliger Bundespräsident Joachim Gauck und Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) teil, hieß es.

„Als 2014 die Praxis ohne Grenzen eröffnete, waren wir gerade einmal zu sechst, inzwischen umfasst unser Team fast 85 Menschen“, sagt Peter Ostendorf, Praxis-Leiter und pensionierter Chefarzt des Marienkrankenhauses. Heute betreue ein Team aus 55 Ärzten sowie 25 Pflegefachkräften ehrenamtlich das medizinische Angebot der Praxis. Patienten könnten in den Bereichen Innere Medizin, Gynäkologie, Dermatologie, Pädiatrie, Zahnheilkunde, Neurologie, Diabetesberatung, Orthopädie, Augenheilkunde sowie Hals-Nasen-Ohren behandelt werden.

Zum Hintergrund hieß es, in Deutschland seien mehrere Hunderttausend Menschen trotz Versicherungspflicht nicht krankenversichert. Besonders EU-Bürger, denen der Zugang zu sozialen Systemen verwehrt bleibt, sowie papierlose Geflüchtete seien betroffen, aber auch Selbstständige mit geringem finanziellem Spielraum könnten durch das Raster fallen.

Ziel der Praxis ohne Grenzen sei es, die Patienten längerfristig wieder in das existierende Gesundheitssystem einzugliedern. Jeden Mittwoch öffne die Einrichtung in Eidelstedt ganztägig ihre Türen. Die Praxis sei mit dem „HanseMerkur“-Preis für Kinderschutz ausgezeichnet und für den deutschen Engagementpreis nominiert worden.

Besonders für Kinder ohne Krankenversicherung gebe es in Norddeutschland kaum Möglichkeiten einer ärztlichen Behandlung, sagt Ostendorf. „Als Praxis bemühen wir uns intensiv, dass Kinder unter dem 16. Lebensjahr in eine gesetzliche Krankenkasse aufgenommen werden.“ Die Sozialberatung, die die Praxis ohne Grenzen ebenfalls anbiete, leiste Hilfe bei bürokratischen Hürden.

Auch wenn das Team ehrenamtlich arbeitet, wird die Praxis laut Ostendorf besonders durch kostenintensive Behandlungen wie Operationen oder Chemotherapien finanziell belastet. „Die nötigen medizinischen Behandlungen müssen aber für jede und jeden möglich sein, deshalb scheuen wir auch nicht vor solchen Behandlungen zurück“, sagt er. Die Finanzierung der Praxis ohne Grenzen erfolge über Spenden von Einzelpersonen, Großspendern sowie Stiftungen. Die Gelder flössen in die Instandhaltung der Praxis, moderne Geräte und in die Deckung der Behandlungskosten.