Die einen feiern und die anderen retten: Polizei und Helfer stehen vor stressigen Tagen an Silvester. Sie appellieren an die Politik und die Feiernden.
Der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, hat vor Silvester scharfe Kritik an der Politik geübt. “Unsere Kollegen kotzen wirklich ab, weil sich das ganze Jahr über nichts getan hat – und jetzt wieder gefragt wird: Was müssten wir tun, um Beamte besser zu schützen?”, sagte er dem Nachrichtenportal Watson (Samstag).
Jendro bemängelt, dass trotz intensiver Diskussionen keine Veränderungen forciert wurden: “Was ist denn passiert seit den Krawallen in der Berliner Silvesternacht 2022/23? Es gab keine Waffenrechts-Verschärfung für Schreckschusspistolen, keine bessere Funktechnik, kein hartes Vorgehen gegen Silvester-Täter.”
Zudem würde sich Jendro das gezielte Abbrennen von Feuerwerk wünschen: “Feuerwerk gehört in die Hände von Leuten, die wissen, was sie tun, also Feuerwehrleute und zertifizierte Menschen. Wenn die Leute nicht ganz auf Feuerwerk verzichten wollen, dann sollten wir ihnen doch mehr organisierte Veranstaltungen anbieten.”
Auch die Bundesärztekammer sieht eine Alternative zur privaten Böllerei in zentral organisierten Feuerwerken. “Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern”, sagte Präsident Klaus Reinhardt zum Verkaufsstart von Silvester-Feuerwerk. “Manche Städte bieten auch Drohnen- oder Lasershows an, die den Himmel ganz ohne Müll und Feinstaub-Belastung erstrahlen lassen. Für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver. Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.”
Der falsche, fahrlässige und alkoholisiert beeinträchtigte Umgang mit Böllern und Raketen führe zu teils schweren Verletzungen und belaste die ohnehin hoch frequentierten Notaufnahmen der Kliniken. Und nicht zuletzt seien Haus- und Wildtiere durch die Knallkörper stark beeinträchtigt. Er betonte, dass die Bundesärztekammer mit der Forderung nach einem Verbot des privaten Gebrauchs von Pyrotechnik sich mit den Organisationen der Polizei und Rettungskräfte und nicht zuletzt dem Umweltschutz absolut einig sei.
Das zeitweise Böller-Verkaufsverbot während der Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Gefahren durch entsprechende Regelungen deutlich reduziert werden konnten. In Hamburg gab es Silvester 2020 nur etwa ein Drittel der Noteinsätze aus dem Vorjahr; in Berlin sank die Zahl der Einsätze von 1.523 auf 862.