Fasten, Familie, Feiertage: Das lange Osterwochenende steht bevor. Doch seine Bedeutung als religiöses Fest rückt offenbar in den Hintergrund – was aktuelle Umfragen über Glaube und Gewohnheiten verraten.
Das Feuer flackert vor der Kirche, die umstehenden Menschen werden ganz ruhig. Die Osterkerze wird entzündet: ein kleines Licht, das nach und nach die Finsternis vertreibt. Drinnen in der Kirche wird es heller, als die Flamme von Kerze zu Kerze wandert. Dieses uralte Ritual bedeutet für Christinnen und Christen den Sieg des Lebens über den Tod. Doch dieser tiefere Sinn scheint für die breite Bevölkerung zu verblassen.
Darauf deuten gleich mehrere aktuelle Umfragen hin. Ostern bleibt – ist jedoch für knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland vor allem ein Familienfest. Das zeigt eine Befragung von Infratest-Dimap, über die der WDR am Donnerstag berichtete. Knapp ein Viertel der Befragten gab darin an, Ostern bedeute vor allem ein langes Wochenende. Und: Je jünger die Befragten, desto mehr steht demnach der Freizeitaspekt im Vordergrund.
Vor allem ein religiöser Anlass ist Ostern demnach für knapp jede und jeden Dritten. Zugleich erklärte in einer anderen Umfrage mehr als ein Viertel der Befragten, daran zu glauben “dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist” – also gewissermaßen an den Kern des christlichen Glaubens. An eine Auferstehung der Toten glauben 18 Prozent, wie es in der Befragung von Allensbach für das Christliche Medienmagazin PRO weiter heißt. Beide Werte seien rückläufig.
“Die Menschen haben eine schwächere Vorstellung davon, was Christentum bedeutet”, erklärt Thomas Petersen von Allensbach. Dieses Muster sei aus der Marktforschung bekannt: “Es ist, als ob sich ein Grauschleier über die Marke legt. Sie verblasst.”
So hätten in den vergangenen 20 Jahren negative Einschätzungen zugenommen, die das Christentum mit “starrem Festhalten an althergebrachten Glaubenssätzen” (51 Prozent), einer “Rückwärtsgewandtheit” (45 Prozent) oder einer “Benachteiligung der Frau” (35 Prozent) verbinden. Allerdings sei das Image des Christentums vielfach weiterhin positiv: Mehr als jede und jeder zweite Befragte verbindet die Glaubensrichtung mit Nächstenliebe (69 Prozent), gut die Hälfte mit Wohltätigkeit (52 Prozent) und fast die Hälfte mit Engagement für Benachteiligte (49 Prozent).
Das passt zu den Assoziationen mit Ostern: Am häufigsten verbinden Befragte mit dem Fest laut einer YouGov-Eigenstudie das “Ostereier (suchen)”; dies antworten 28 Prozent. Danach folgt die biblische Bedeutung des Festes, die Auferstehung Christi (26 Prozent). Als Klassiker unter den Geschenken werden Schoko-Hasen genannt – vor allem in Familien mit Kindern werden sie in Verstecken landen. Lebt ein Kind unter 18 Jahren im Haushalt, haben dies 44 Prozent vor, bei zwei Kindern sogar 64 Prozent.
Und überhaupt, das Familienfest: Ein gutes Drittel – 35 Prozent – der Befragten will Ostern laut einer YouGov-Umfrage für die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) mit den eigenen Kindern feiern, 26 Prozent mit den Eltern, 17 Prozent mit den Geschwistern und 12 Prozent im Freundeskreis. Über die Hälfte der Befragten (51 Prozent) planen, Ostern mit dem Partner oder der Partnerin zu verbringen. Weitere zwölf Prozent werden demnach an Ostern allein sein.
Ob beim erwarteten Reiseverkehr und den vielen Wiedersehen mit lieben Menschen die Fastenvorsätze durchgehalten werden? Daran haben die meisten offenbar ihre Zweifel. Nur sechs Prozent erklären in einer weiteren YouGov-Umfrage, dass sie bis zur Osternacht durchhalten würden, die in diesem Jahr vom 19. auf den 20. April gefeiert wird. 80 Prozent haben dagegen gar nicht gefastet.
Am (morgigen) Karfreitag will etwa ein Drittel fasten: 16 Prozent verzichten demnach auf Fleisch und Wurst, sieben auf alle tierischen, fünf Prozent auf “sonstiges”. Für Katholikinnen und Katholiken gilt der Tag der Kreuzigung Jesu traditionell als strenger Fastentag. Am Anfang des Jahres begingen viele Menschen einen “Dry January”, andere schwören auch aus gesundheitlichen Gründen auf Heil- oder Intervallfasten, wieder andere machen regelmäßig einen “Digital Detox”. Die Suche nach Sinn und Einkehr wandeln sich – verschwunden sind sie nicht.