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Opfer „blindwütiger Gewalt“

Fassungslosigkeit und Trauer bei Kirchenvertretern über Anschläge in Spanien. Trauergottesdienst in Barcelona. Drei Mädchen einer evangelischen Jugendgruppe verletzt

Barcelona – Der Terror in Spanien hat bei Kirchenvertretern Fassungslosigkeit und Trauer hervorgerufen. Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der westfälischen Kirche, Annette Kurschus, sagte in Hannover: „Aus dem gleichen Ungeist abgründiger Menschenverachtung und mit der gleichen Methode blindwütiger Gewalt wurde gemordet.“ Papst Franziskus verurteilte das Attentat als „unmenschlich“. Die blinde Gewalt stelle eine „schwerste Beleidigung des Schöpfers“ dar, hieß es in einem Telegramm an Barcelonas Kardinal Juan Jose Omella.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, schon wieder seien unschuldige Menschen Opfer geworden. Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge sagte mit Blick auf den Lastwagen-Anschlag im Dezember in der Hauptstadt: Berlin sei damals ruhig und besonnen geblieben, „geeint in Trauer und der Ablehnung von Gewalt über alle Religionsgrenzen hinweg“.
Ein mutmaßlicher islamistischer Terrorist war mit hoher Geschwindigkeit mit einem Lieferwagen durch die Menschenmenge auf der Flaniermeile Las Ramblas von Barcelona gefahren. 13 Menschen wurden getötet. Wenig später raste ein mit fünf Personen besetztes Fahrzeug durch den südkatalanischen Küstenort Cam­brils. Dabei wurde eine Frau tödlich verletzt. Unter den über 100 Verletzten sind 13 Deutsche. Der Fahrer des Lieferwagens in Barcelona konnte fliehen, die fünf Insassen des Fahrzeugs in Cambrils wurden von der Polizei getötet.
„Wieder wurde wahllos gemordet, wieder schreien Schmerz und Hass zum Himmel“, erklärte Präses Kurschus für die EKD und verwies auf frühere Anschläge in Paris, Berlin und London sowie auf die Ausschreitungen bei einer Demonstration von Rechtsextremisten zuvor in Charlottesville in den USA, bei der eine Frau ums Leben gekommen war. Die Attentäter setzten auf Angst und Wut. „Lassen wir die Saat nicht aufgehen!“, forderte die evangelische Theologin und rief zum Gebet für die Toten und Verletzten auf. „Worte und Taten der Menschlichkeit zählen – gerade jetzt.“
Der Münchner Erzbischof Marx schrieb in einer Kondolenz an den Erzbischof von Barcelona, die Nachrichten über die Anschläge machten ihn fassungslos. Es sei unerträglich, dass „Terroristen im Namen der Religion ‚Ungläubige‘ töten“. „Die Staatengemeinschaft muss jetzt weiter intensiv darüber nachdenken, wie mit dieser Form des Terrors umgegangen werden kann“, schrieb er. Im Gebet sei er den Opfern der Anschläge und deren Angehörigen verbunden.
Pfarrer Holger Lübs von der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Barcelona sagte, die Betroffenheit der Menschen sei in der Innenstadt der spanischen Metropole zu spüren.
Mit einem Trauergottesdienst in der Basilika Sagrada Familia ist in Barcelona der Opfer der Terroranschläge von Barcelona und Cambrils gedacht worden. Kardinal Joan Josep Omella rief zu stärkeren Bemühungen um den Frieden auf. Der Geistliche sagte vor dem spanischen Königspaar Felipe VI. und Letizia, ein neuer Friede solle durch eine verstärkte Erziehung zu Respekt vor Menschenrechten und Menschenwürde erreicht werden. An dem katholischen Gottesdienst nahmen auch zahlreiche Vertreter ausländischer Regierungen teil.
Bei dem Terroranschlag in Barcelona sind auch Mitglieder zweier evangelischer Jugendgruppen aus Oberhausen (mit insgesamt 54 Teilnehmenden) und dem badischen Rastatt (mit insgesamt 47 Teilnehmenden) verletzt worden. Die drei 14 und 17 Jahre alten Mädchen aus Oberhausen seien nicht lebensgefährlich verletzt, sagte der Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jens Peter Iven. Alle drei seien in Krankenhäusern in Barcelona, und auch ihre Familien befänden sich inzwischen in der Stadt. Zwei Teilnehmer der Jugendgruppe aus Rastatt mussten eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen. Die 51 bei dem Terroranschlag in Barcelona unverletzt gebliebenen Jugendlichen der Oberhausener Freizeitgruppe sind inzwischen in Oberhausen angekommen. Die Gruppe brach ihre Freizeit vorzeitig ab. Wann die drei verletzten Mädchen die Rückkehr nach Deutschland antreten könnten, sei noch unklar, erklärte der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Königshardt-Schmachtendorf, Thomas Levin. epd/KNA/UK