UNNA – Die beiden großen Kirchen kommen nach Einschätzung des früheren westfälischen Präses Alfred Buß trotz gemeinsamer Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum in der Ökumene kaum voran.
Zwar erlebe er katholischerseits eine große Offenheit, etwa durch seine Einladung zu einer reformatorischen Predigt im Münsteraner Dom, sagte der evangelische Theologe, der am 6. April 70 Jahre alt wird, in Unna. Er habe aber Zweifel, ob wirklich Trennendes überwunden werde: „Substanziell bewegt sich nur wenig.“
Versöhnung am Samstagnachmittag?
Als Beispiel nannte der frühere Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen den ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst am 11. März in Hildesheim. Dort hätten ihn die gegenseitigen Schuldbekenntnisse der Vertreter beider Konfessionen beeindruckt: „Da gab's Töne, die hatte man noch nie gehört.“ Dieser Gottesdienst sei aber „in den Samstagnachmittag versteckt“ worden, kritisierte Buß: „Der Sonntagmorgen ist der Feier der Heiligen Messe vorbehalten. Auch dann, wenn es um Versöhnung geht.“
Mit den Kirchentagen in diesem Jahr in Berlin und Wittenberg und im Jahr 2019 in Dortmund verbindet Buß die Hoffnung, dass Mauern in den Köpfen und Herzen der Menschen abgebaut werden. Die letzten Kirchentage im Ruhrgebiet hätten 1963 nach dem Berliner Mauerbau und 1991 nach dem Mauerfall stattgefunden und daher immer mit der innerdeutschen Mauer zu tun gehabt. Jetzt seien die Mauern in den Köpfen und Herzen dran: „Sie erscheinen unsichtbar, sind aber heftig zu spüren.“
Vom diesjährigen Deutschen Evangelischen Kirchentag in Wittenberg wird Buß voraussichtlich das „Wort zum Sonntag“ am 27. Mai in der ARD sprechen. Am zweiten Kirchentags-Veranstaltungsort Berlin will er in der Halle der Evangelischen Kirche von Westfalen für den Kirchentag 2019 in Dortmund werben.
Als verheerend kritisierte Buß die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Abwendung vom Klimaschutz in den USA. „Damit schadet Trump der ganzen Welt und auch den USA“, sagte Buß, der Vorstandsvorsitzender der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen ist und als Präses der westfälischen Kirche zu den Spitzenvertretern der bundesweiten Klima-Allianz gehörte. Eine Rückkehr zur Kohleverbrennung sei kurzsichtig und dumm. „Der Klimawandel trifft alle, die ärmsten Länder schon heute“, mahnte der Theologe.
Trumps Klimapolitik „verheerend“
Kritisch bewertet Buß auch die europäische Flüchtlingspolitik. Die Genfer Flüchtlingskonvention und andere Regelungen seien faktisch außer Kraft gesetzt durch das Abkommen mit der Türkei, kritisierte der frühere Vorsitzende der Kommission für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der europäische Kontinent müsse sich jedoch als Zuwanderungsregion begreifen, forderte Buß: „Er braucht Migration bei alternder Bevölkerung.“ epd