"Das Zentrum des globalen Christentums liegt in Afrika. Hier wachsen die Gemeinden enorm.“ Mit diesem Selbstbewusstsein wurden die rund 1000 Teilnehmenden vom leitenden Bischof der lutherischen Kirche Tansanias zur Weltmissionskonferenz in Arusha begrüßt. Die Delegierten waren von allen Enden der Erde nach Tansania gekommen – erstmals nach 60 Jahren wieder auf dem afrikanischen Kontinent.
Ökumenische Vielfalt prägte das bunte Treiben auf dem Campus und im Kongressgebäude: junge Christen aus Äthiopien und Nepal, Pastorinnen aus Algerien und Guatemala, Orthodoxe aus Russland und Griechenland, Katholikinnen aus Grönland und den USA, Baptisten aus Jamaika und von den Fidschi-Inseln, Reformierte aus Australien und der Schweiz. Die deutsche Delegation bildeten etwa 40 Frauen und Männer, darunter Vertreter von Missionswerken, andere kamen aus der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den Landeskirchen.
Während bei der letzten Weltmissionskonferenz in Athen 2010 die Diskussion um ein zeitgemäßes Missionsverständnis im Vordergrund stand, ging es diesmal stärker um die Umsetzung des 2013 im südkoreanischen Busan verabschiedeten Missionsstatements „Gemeinsam für das Leben“. Konferenzen für Weltmission und Evangelisation sind eine lange Tradition des Internationalen Missionsrates und der Kommission für Weltmission und Evangelisation des Ökumenischen Rates der Kirchen.
Das Motto der sechstägigen Versammlung im Frühjahr in Arusha lautete: „Vom Geist bewegt – zu verändernder Nachfolge berufen“. Zur Nachfolge Jesu sind alle gerufen, Menschen wie Kirchen und Institutionen, war man sich einig. Das zog sich wie ein roter Faden durch Bibelarbeiten, Vorträge und Statements.
Nachfolge, verstanden als „Nachahmung Jesu in Wort und Tat“, bedeutet, dass jede Kirche und christliche Gemeinschaft den Auftrag hat, das Reich Gottes auf dieser Welt zu verkörpern – sinnlich, ganzheitlich, durch Heilung und Segen, Diakonie und Martyrium, in Liturgie, Verkündigung und Gottesdienst, Gesang und Tanz. Durch solch glaubwürdiges Bezeugen Christi verändert sich die Welt für die an den Rand gedrängten Menschen sowie Schwachen und wird das Reich Gottes sichtbar und erlebbar.
Diese Grundaussage wiederholte sich in immer neuen Konkretisierungen während der vier Arbeitstage. Die Bezeugung des Glaubens an Jesus Christus bedeute, sich mit Mammon und Markt, Gewalt und Sexismus, Säkularismus, Rassismus und Terrorismus auseinanderzusetzen, sagte Metropolit Mor Coorilos, der die Versammlung leitete. Eine junge afrikanische Theologin machte anhand ihrer eigenen Biographie Mut, sich auf die verwandelnde Kraft des Glaubens einzulassen. Sie erzählte Hoffnungsgeschichten, die Junge wie Alte in ihren Bann zogen.
Der Sonntag gehörte dem Gottesdienst und den Gemeinden rund um Arusha. Die Konferenzteilnehmenden waren zu mehreren Gottesdienstorten eingeladen und feierten mit römisch-katholischen, pfingstlichen, mennonitischen, lutherischen, orthodoxen und Brüdergemeinden. Dass dies erfrischend unkompliziert möglich war, gehört zu den bleibenden Eindrücken von diesem großartigen Ereignis. Da wurde weltweite Ökumene – das Eins-Sein in Christus – greifbar.
Auch während der Konferenz war besonders in den Andachten und Gebeten etwas vom Heiligen Geist zu spüren, der nicht nur einzelne Herzen und Menschen bewegt, sondern ganze Kirchen mit ihren Jahrhunderte alten Lehrgebäuden anrühren und in Bewegung versetzen kann. Wo der Heilige Geist weht, ist Lebendigkeit spürbar. Ökumene lebt, weltweit. Diese erfrischende Botschaft voller Hoffnung bringen die deutschen Delegierten gerne in ihre Kirchen ein.
Annette Muhr-Nelson, Pfarrerin und Leiterin des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) der Evangelischen Kirche von Westfalen in Dortmund, nahm als Delegierte an der Weltmissionskonferenz teil.