Kardinal Odilo Pedro Scherer (75) ist seit 2007 Erzbischof der brasilianischen Millionenstadt Sao Paulo. Als Leiter des Riesenbistums mit mehr als fünf Millionen Katholiken zählt Scherer zu den einflussreichsten Kirchenmännern in Amerika.
Beim Konklave 2013 wurden dem damals 63-Jährigen gute Chancen eingeräumt, zum ersten Papst aus Lateinamerika gewählt zu werden. Die Wahl fiel jedoch auf seinen dienstälteren Amtsbruder aus Buenos Aires, den argentinischen Jesuiten Jorge Mario Bergoglio/Papst Franziskus.
Seine Familie wanderte in den 1880er Jahren aus dem saarländischen Theley aus. Als siebtes Kind seiner Eltern und als Neffe von Kardinal Alfredo Scherer (1903-1996) absolvierte er eine gerade Kirchenkarriere: Studium in Rom; Mitarbeiter der Bischofskongregation im Vatikan (1994-2001); Generalsekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz (2003-2007); Organisator und Netzwerker – wie Bergoglio/Papst Franziskus – bei der Vollversammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM in Aparecida 2007.
Als Erzbischof der tropischen Wirtschafts- und Problemmetropole Sao Paulo macht Scherer auf manche den Eindruck von freundlicher und etwas steifer Reserviertheit. Im emotional gesteuerten Brasilien gilt er mit seiner “deutschen” Zurückhaltung gar als Konservativer. Doch “Dom Odilo” geht auch in die Favelas, die Elendsviertel der Armen. Er zeigt sich stark sozial engagiert, setzt konsequent auf Jugendarbeit und Konzepte der Neuevangelisierung.
Als Pfarrer machte Scherer Mitte der 80er Jahre Urlaubsvertretungen im hessischen Bad Vilbel. Als Theologieprofessor lehrte er auch in Frankreich, England und den USA. Er spricht sechs Sprachen fließend, darunter auch Deutsch.