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NRW-Ministerien bestätigen Sicherheitspanne bei Castor-Probefahrt

Das Innenministerium und das Wirtschaftsministerium in Nordrhein-Westfalen haben Pannen bei der Probefahrt für geplante Castor-Transporte eingeräumt. Bei der Fahrt am 21. November vergangenen Jahres sei der Schwertransport mit den leeren Castor-Behältern auf der A3 am Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg „streckenbedingt auseinandergezogen“ worden, heißt es in einem Schreiben der NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) von Anfang Juli auf Anfrage von Anti-Atomkraft-Gruppen. Diese veröffentlichten das Schreiben am Mittwoch.

In ihrem Schreiben zitiert Wirtschaftsministerin Neubaur Angaben des Innenministeriums. Demnach sei der Schwertransport in der Nacht des 21. November in einem Baustellenbereich „streckenbedingt“ auseinandergezogen worden. Dadurch den Sichtkontakt zu den vorweg fahrenden, begleitenden Polizeifahrzeugen sowie zu Mitarbeitenden des auf Radioaktiv-Transporte spezialisierten Unternehmens Orano NCS GmbH unterbrochen worden. Dadurch habe der Lkw-Fahrer eine falsche Route für die Weiterfahrt gewählt und sei nicht planmäßig von der A3 auf die A40 gewechselt. Weil jedoch eine feste Strecke zwingend einzuhalten gewesen sei, habe der Schwertransport zurücksetzen und auf die richtige Autobahnroute zurückgeführt werden müssen. Der Autobahnbereich habe dadurch für 30 Minuten gesperrt werden müssen. Es sei zu keinen Gefahrensituationen gekommen, hieß es in dem Brief.

Die Panne sei „höchst alarmierend“, erklärte Jens Dütting vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Im Ernstfall gehe es um hochradioaktiven Atommüll, der quer durch NRW und das Ruhrgebiet gefahren werde. Die Route, die mehrfache Autobahnwechsel beinhaltet und auch durch den Düsseldorfer Flughafen-Tunnel führe, weise ein „enormes Potenzial für Unfälle und Anschläge“ auf.

„Der Verlust des Sichtkontakts ist ein Desaster für die Begleitkräfte“, kritisierte Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ in Jülich (Kreis Düren). Da die Polizei in NRW offensichtlich die Sicherheit der geplanten 152 Castor-Transporte auf den Autobahnen nicht lückenlos gewährleisten könne, müsse eine Transportgenehmigung durch das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) ausgeschlossen werden. Die Anti-Atomkraft-Initiativen forderten erneut den Verbleib der 152 Castor-Behälter am Forschungszentrum Jülich und den Bau eines neuen Zwischenlagers dort.

Hintergrund sind die für dieses Jahr geplanten Straßentransporte mit sogenannten Kugelbrennelementen vom Forschungszentrum Jülich aus einem stillgelegten Versuchsreaktor zum Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus. Probefahrten mit Leer-Castoren fanden im vergangenen Jahr statt. Rund 300.000 abgebrannte Brennelemente sollen vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 über die Straße transportiert werden. Die auf 20 Jahre begrenzte Betriebserlaubnis des Jülicher Lagers war bereits 2013, also vor über zehn Jahren, ausgelaufen. Deshalb erfolgte eine Räumungsanordnung. Mangels Alternativen lagern die radioaktiven Kugeln noch immer dort und sollen nun in Ahaus zwischengelagert werden. Doch auch die Genehmigung des dortigen Zwischenlagers ist befristet und erlischt in zwölf Jahren.