Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hat am Donnerstag ihre Pläne für eine Reform der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung vorgelegt. Demnach soll es eine größere Wahlfreiheit für die nach wie vor fünf Prüfungsfächer geben, wie das Ministerium am Donnerstag mitteilte. In zwei Fächern statt bislang in einem solle eine mündliche Prüfung abgelegt werden. Es bleibe bei drei schriftlichen Prüfungen. Der Landesschülerrat begrüßte die geplante Reform.
Zudem werde die bisher verlangte schriftliche Facharbeit durch einen „kombinierten Leistungsnachweis“ ersetzt, hieß es. Dieser könne etwa einen Podcast, eine Ausstellungskonzeption oder eine Podiumsdiskussion enthalten. Das letzte Schulhalbjahr, in dem auch die Prüfungen absolviert werden, soll weitgehend von Klausuren freigehalten werden. Die Pläne seien gemeinsam mit Fachverbänden und Interessenvertretern erarbeitet worden.
Anlass war den Angaben zufolge eine Vereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) vom März 2023, wonach das Abitur in ganz Deutschland besser vergleichbar sein solle. Dasselbe hatte bereits 2017 das Bundesverfassungsgericht gefordert. Ministerin Hamburg betonte, sie habe mit ihrem Entwurf nicht nur die Vorschläge der KMK umgesetzt, sondern „die erste weitreichende Reform der Oberstufe seit fast 20 Jahren“ initiiert. Darin liege „eine große Chance auf echte Modernisierung und Bildungsgerechtigkeit“.
Ziel ist es, die Oberstufe an die aktuellen gesellschaftlichen und beruflichen Anforderungen anzupassen, sagte Hamburg. Das Abitur bleibe anspruchsvoll, werde aber mehr an den Bedarfen der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet. Die Chancengleichheit werde verbessert. Schüler und Lehrkräfte erhielten mehr Freiräume und würden entlastet.
Der Landesschülerrat betonte, die Reform erlaube es den Schülerinnen und Schülern, die Prüfungsfächer nach ihren Interessen und Stärken zu wählen. Die „kombinierten Leistungsnachweise“ ermöglichten eine stärkere Verzahnung von Praxis und Theorie, sagte die stellvertretende Vorsitzende Liv Grohn. Durch die Reduzierung von Klausuren könnten die Schüler sich besser auf das Abitur vorbereiten.