“Stuttgart sieht sich gern als die Stadt der Luxusautos”, sagt Julia Friedrich vom DGB. Doch auch in der reichen Landeshauptstadt Baden-Württemnbergs gebe es eher im Verborgenen eine zunehmende Armut.
Ein neues Bündnis mit dem Titel “Gemeinsam gegen Armut in Stuttgart” ist am Montag in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gegründet worden. Beteiligt sind Sozialverbände, Gewerkschaften, Kirchen und Hilfevereine. “Stuttgart stellt sich als glänzende Metropole dar. Doch auch in dieser reichen Stadt leben viele Menschen in Armut”, sagte Julia Friedrich, Regionsgeschäftsführerin des DGB Baden-Württemberg, am Montag vor Journalisten in der Stuttgarter Leonhardskirche. Diese ist derzeit zur Vesperkirche für Bedürftige umgestaltet, die beispielsweise zum Essen eingeladen werden. Das Bündnis mache es sich zur Aufgabe, Armut sichtbar zu machen.
“Stuttgart sieht sich selbst gerne als die Stadt der Luxusautos und des bürgerlichen Wohlstands”, sagte Friedrich mit Blick auf die Autobauer Porsche und Mercedes-Benz, die hier ihren Sitz haben. “Zur Stadt gehört aber auch, dass 8,9 Prozent der Menschen in Armut leben oder armutsgefährdet sind.” Stuttgart steht damit noch relativ gut da: Laut Statistischen Bundesamt ist rund ein Fünftel der Bevölkerung Deutschlands von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
In Stuttgart werde bezahlbarer Wohnen inzwischen selbst für Angehörige der Mittelschicht immer knapper. “Die permanent steigenden Mieten fressen immer größere Teile des Einkommens auf – auch ohne Energiepreisexplosion und Renovierungen”, so das Bündnis. “Wir registrieren, dass für viele Menschen in den vergangenen zehn Jahren die finanzielle Situation brenzliger geworden ist”, sagte Friedrich. Die Zunahme der Armutsgefährdung geschehe “eher im Verborgenen und schleichend”. Armut berge die Gefahr, das Vertrauen in die Verlässlichkeit demokratischer Verfahren zu erschüttern. “Armutsbekämpfung ist deshalb Arbeit für die Demokratie”, hieß es.
Zum neuen Bündnis gehören neben der Vesperkirche das Sozialunternehmen Neue Arbeit, die Straßen-Universität Stuttgart, die Schwäbische Tafel, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Verdi, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda), die Katholische Betriebsseelsorge und der Verein “Ambulante Hilfe”.