Kirchwerder. Einfach wird seine Aufgabe mit Sicherheit nicht: Rainer Aue ist seit Anfang Dezember Pastor von St. Severini in Kirchwerder – einer zerstrittenen Gemeinde am Rande der Stadt. In eine neue Gemeinde zu kommen, das ist für den Theologen aber nichts Neues: Aue arbeitet als Vertretungspastor für den Kirchenkreis Hamburg-Ost, der ihn für den neuen Posten eingeteilt hat. Der 41-Jährige rechnet damit, „etwa ein Jahr lang“ in Kirchwerder zu arbeiten.
Der Kirchenstreit von Kirchwerder schwelt schon länger. Vor Kurzem hat der Kirchengemeinderat in einer Sonderausgabe des Gemeindebriefs die beiden Pastoren hart kritisiert – sehr zum Ärger von Pröpstin Ulrike Murmann (die Evangelische Zeitung berichtete). Beide Pastoren verlassen im Zuge des Streits die Gemeinde. Gottfried Lungfiel, seit 21 Jahren in Kirchwerder, ist durch den „Pastoren-TÜV“ des Gemeinderats gefallen und wird nur noch bis maximal Oktober seinen Posten ausfüllen. Ulrich Billet hat die Gemeinde bereits im Oktober verlassen, für ihn ist jetzt Rainer Aue gekommen.
Gemeinde gespalten
Für Pastor Aue ist gleich zu Beginn seiner Zeit in Kirchwerder klar geworden: Der Streit ist überall Thema. Beim Konfirmanden-Unterricht habe er schon eine Rolle gespielt, auch den Mitarbeitern der Gemeinde sei anzumerken, dass sie „zwischen den Stühlen sitzen“. Nicht zuletzt deshalb hält es Aue für wichtig, seine Aufgabe neutral anzugehen. Er wolle sowohl mit dem Kirchengemeinderat als auch mit Pastor Lungfiel zusammenarbeiten.
Dabei hält er es für einen Vorteil, dass er „von außen“ komme und somit nicht parteiisch sei. Was diesen Effekt noch verstärkt: Aue ist nicht nach Kirchwerder gezogen, fährt von seinem Zuhause in der Hamburger Innenstadt eine gute halbe Stunde zur Arbeit in die Gemeinde. Dort übernimmt er die üblichen pastoralen Aufgaben von Ulrich Billet: Aue leitet Gottesdienste, gibt Konfirmanden-Unterricht und führt Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen durch.
Für seine Rolle als Vertretungspastor hat Rainer Aue sich ganz bewusst entschieden. „Ich wollte einen Tapetenwechsel“, erläutert der Pastor, der zuvor fast zehn Jahre in der St.-Andreas-Gemeinde im Grindelviertel war. In seiner neuen Rolle ist er weniger sesshaft: Für den Kirchenkreis Hamburg-Ost springt er immer dort ein, wo ein Pastor gebraucht wird. Zuletzt hat er für drei Monate einen Vertretungsdienst in Barsbüttel übernommen.