Bereits als Teenager saß Nadine Klusacsek auf der Orgelbank. „Weihnachten habe ich immer Musik in der Kirche gemacht.“ Ihre Eltern hätten erzählt, berichtet sie lachend, dass sie ihre ersten Sätze als Kind gesungen habe. So viel musikalische Begabung – und ein entsprechender familiärer Hintergrund: der Großvater Kapellmeister, die Großmutter Sängerin – kann eigentlich nur zu einem Beruf als Musikerin führen.
Klusacsek, Jahrgang 1975, verließ ihren Geburtsort in Niedersachsen, um an der Universität der Künste (UdK) in Berlin Musik auf Lehramt zu studieren. Bald wechselte sie ins Hauptfach, studierte Klavier und Querflöte. Mit einem Diplom in Musikerziehung führte sie der berufliche Weg einige Jahre später zur Kirchenmusik. Ermutig unter anderem von dem Berliner Domorganisten Andreas Sieling konzentrierte sie sich auf die Orgel, pendelte zum Studium zwischen Berlin und Halle an der Saale. „Ich wurde wunderbar begleitet und habe das durchgezogen“, sagt Nadine Klusacsek, die heute in Berlin-Friedenau wohnt. Zugleich bringt sie die Erfahrung einer freischaffenden Künstlerin mit, sie konzertierte und spielte viel in Orchestern. „Breit aufgestellt zu sein ist für die Kirchenmusik ideal. Alles lässt sich sehr gut miteinander verzahnen.“
Gesang: Wohlbefinden für die Seele
Vor ihrem Dienstantritt im Januar als erste Stiftskantorin am Evangelischen Johannesstift war Klusacsek ab 2018 als Kantorin in der Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde in Berlin-Lichterfelde tätig, im Anschluss in der Kirchengemeinde Zehdenick (Kirchenkreis Oberes Havelland). „Das war ein wunderbarer Start. Ich konnte dort vielfältig arbeiten.“
Trotzdem war die Situation aufgrund der Pandemie ab Frühjahr 2020 nicht immer einfach. Singen fand bekanntlich mit Maske, im Freien mit Abstand oder im digitalen Raum statt. „Man musste verantwortungsvoll damit umgehen.“ Dabei sei das „Geschenk von Gesang ein großes Wohlbefinden für die Seele“. Auf die Ausschreibung für das Amt als Stiftskantorin wurde Klusacsek durch Zufall aufmerksam; sie habe nicht aktiv nach einer beruflichen Veränderung gesucht. Die Wahlprobe für die Stelle fand im Juni vergangenen Jahres statt, am Johannistag kam die Zusage für Spandau.
Chöre sind aktive Gemeinschaften
Ihr neues Wirkungsfeld liegt in einer idyllischen Landschaft: Das Evangelische Johannesstift befindet sich – gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln – am Rande des Spandauer Forsts. Die 1858 gegründete diakonische Einrichtung fördert Menschen, die Unterstützung brauchen, etwa im Bereich der Jugend- und Behindertenhilfe. Bis 1998 befand sich hier die Berliner Kirchenmusikschule.
„Es ist ein besonderer Ort durch die unterschiedlichen Wirkungsstätten“, sagt Nadine Klusacsek. „Sie bieten viele Anknüpfungspunkte für die Kirchenmusik.“ Die Kirchengemeinde gehört zur Stiftung, die Stiftskirche auf dem Gelände ist ihr Dreh- und Angelpunkt. „Die Stiftskantorei ist eine aktive Gemeinschaft, die sich gegenseitig trägt“, sagt Klusacsek. „Es ist ein guter Ort, um zu wirken.“