Die evangelische Kirche in Bayern hat der jüdischen Gemeinschaft am Freitag volle Unterstützung zugesichert. „Niemals werden wir zulassen, dass sich der Hass gegen ein Volk, gegen eine Religion, gegen Menschen mitten in München und in Bayern richtet und noch mehr Kreise zieht“, sagte Landesbischof Christian Kopp in einer Pressemitteilung der Landeskirche. „Entschieden haben wir widersprochen und widersprechen wir dem Hass.“
Auch der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral zeigte sich fassungslos angesichts des versuchten, mutmaßlich antisemitischen Anschlags. Als Nachbarn in der Maxvorstadt habe man die Sirenen und den Hubschrauber hören können, sagte Prieto Peral der Mitteilung zufolge. Und doch könne nur erahnen, „was ein solcher Angriff für jüdische Menschen bedeutet, die einmal mehr von antisemitisch motivierter Gewalt bedroht waren. Gott sei Dank kam niemand dort zu Schaden“.
Beide Kirchenvertreter dankten den Polizeikräften für ihren schnellen und entschlossenen Einsatz, der Schlimmeres verhindert habe. Mit Besorgnis blickten Landesbischof und Regionalbischof darauf, dass die Gefährder immer jünger würden. Laut Expertenaussage seien zwei Drittel der Terrorverdächtigen Teenager. „Ein wichtiger Beitrag gegen Extremismus sind eine Jugendarbeit, die Frieden und Toleranz bildet, und besonders der konstruktive Dialog der Religionen“, betonte Prieto Peral.
Auch die Beauftragte für interreligiösen Dialog der bayerischen evangelischen Landeskirche, Mirjam Elsel, setzt auf Prävention. Wenn Muslime sich wertgeschätzt fühlten, dann schwinde auch der Nährboden für Radikalisierung, sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag. Man dürfe Muslime nun nicht unter Generalverdacht stellen. Elsel habe den Eindruck, dass viele Muslime in Deutschland das Gefühl hätten, nicht willkommen zu sein und auf ihre Religion reduziert zu werden. Sie würden oft allein aufgrund ihres Glaubens als „gefährlich oder unerwünscht“ angesehen.
Die Allianz gegen Rechtsextremismus in Nürnberg stellte in einer Pressemitteilung am Freitag einen Zusammenhang zwischen Islamismus und Rechtsextremismus her. Beide hätten dieselben Feindbilder: Jüdinnen und Juden, LGBTQ und eine offene, vielfältige Gesellschaft. „Wir fordern alle Demokraten auf, diesen Zusammenhang verstärkt in den Fokus zu nehmen“, appelliert der Vorsitzende Stephan Doll.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte an, mehr gegen religiöse Radikalisierungen vorzugehen. „Wie gehen wir mit Menschen um, wo wir erkennen, dass sie sich für die IS-Ideologie interessieren? Dass sie vielleicht sich selbst radikalisieren?“, sagte Herrmann im Interview mit dem Radiosender Bayern2. „Da werden wir in Bayern auf jeden Fall unsere Konzepte überprüfen und sehen, wie können wir da noch aufmerksamer sein.“ Für eine Verschärfung des Sicherheitskonzepts des am 21. September beginnenden Münchner Oktoberfestes sieht Herrmann hingegen keinen Anlass. Es seien wieder bestmögliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden.
Die Grünen im Landtag teilten mit, dass sie nach der Sommerpause eine Anhörung zur Bedrohung durch islamistischen Terrorismus in Bayern fordern. Es sei wichtig, jetzt nicht zur Tagesordnung überzugehen, „sondern sich der Bedrohungslage entschieden entgegenzustellen“, sagte Florian Siekmann, stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses. Die Anhörung soll sich unter anderem mit der Finanzierung der islamistischen Szene, der Rolle sozialer Medien, der Personallage in Sicherheitsbehörden, dem Schutz vor Radikalisierung in Gemeinschaftsunterkünften und der Wirksamkeit staatlicher Präventionsprogramme beschäftigen.
Am Donnerstagmorgen hatte ein 18-jähriger Österreicher am israelischen Generalkonsulat in München mehrere Schüsse abgegeben. Die Polizei tötete den Angreifer. Die Münchner Generalstaatsanwaltschaft geht von einem versuchten Terroranschlag aus. Innenminister Herrmann bestätigte am Freitag gegenüber Bayern2, dass bei dem Schützen ein islamistischer Hintergrund vermutet werde. Die österreichische Polizei und Justiz habe sich schon im vergangenen Jahr mit dem Mann beschäftigt. Dabei sei „sehr viel Propagandamaterial“ der Terrororganisation „Islamischer Staat“ auf seinem Handy gefunden worden. (00/2648/06.09.2024)