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Miteinander von Juden und Muslimen – Reaktion auf Hamas-Attacke

Mal gibt es Aufrufe zum Zusammenhalt, mal sieht man aktuell nur begrenzte Möglichkeiten des Gesprächs. Zudem verstören die Szenen von Feiernden in Berlin-Neukölln. Schlaglichter eine Woche nach dem Angriff auf Israel.

Wie steht es um den Dialog und das Miteinander von Juden und Muslimen knapp eine Woche nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel? In Deutschland sind viele Aufrufe zu Zusammenhalt und Solidarität zu hören. Außerdem gibt es gemeinsame Erklärungen, die den Raketenbeschuss, die Gewalt auf den Straßen und in Kibbuzim sowie Entführungen in den Gazastreifen verurteilen.

Allerdings sind da auch die Bilder aus Berlin-Neukölln, die Feiernde auf den Straßen zeigen. Der geschäftsführende Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Maram Stern, verlieh in einem Gastbeitrag für die “Zeit” (Donnerstag) seiner Wut darüber Ausdruck, “dass die deutsche Politik und Gesellschaft das zulassen”.

Felix Schotland vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln sagte am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin, dass ein Dialog zwischen jüdischen und muslimischen Verbänden hierzulande aus seiner Sicht derzeit kaum möglich sei. Es fehle eine einheitliche Erklärung der muslimischen Verbände, dass sie den Angriff der Hamas auf Israel verurteilen. Ohnehin stehen deutsche Islamverbände wegen ihrer Reaktion seit dem Wochenende in der Kritik.

Ebenfalls am Donnerstag verurteilte der Rat Berliner Imame “die jüngsten Terrorakte im Nahen Osten”. In einer von 18 muslimischen Geistlichen unterzeichneten Erklärung heißt es, man sei darüber hinaus bestürzt über die Gewalt verherrlichenden Äußerungen und Gesten in Berlin.

“Pietätlosigkeit mit Opfern und Angehörigen von Mord, Krieg und Terror steht jeder religiösen Botschaft entgegen und sollte in aller Form geächtet werden”, fordern die Geistlichen. “Unsere religiösen Überlieferungen und unser Islamverständnis verbieten ein solches Verhalten und rufen zu Frieden, Barmherzigkeit und Mitgefühl auf.”

Unter den Berliner Parteien ist der Rat Berliner Imame umstritten. Während die CDU einigen Mitgliedern Verfassungsfeindlichkeit vorwarf, bezeichneten die Grünen das Gremium als religions- und gesellschaftspolitisch sinnvoll.

Ebenfalls in der Hauptstadt hatten am Dienstagabend bei einem “Friedensgebet für das Heilige Land” Juden, Christen und Muslime vor dem entstehenden “House of One” zum Ende der Gewalt aufgerufen. Das Projekt ist ein Bet- und Lehrhaus für Juden, Christen und Muslime.

Rabbiner Andreas Nachama sagte: “Diese jetzt in Kämpfen zu beklagende Eruption von Gewalt ist das Gegenteil dessen, was das Heilige Land unserer drei Religionen braucht, nämlich Frieden für die ganze Region.” Und Imam Kadir Sanci betonte: “Ich weigere mich, die Menschen in Israeliten und Araber, in Juden und Muslime, in Besitzer und Besatzer zu teilen. Es sind alle Menschen, und wir sind allesamt Opfer von Hass und Gier.”

In Norddeutschland hatten die Palästinensische Gemeinde Hannover und der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen gemeinsam “die barbarischen Ereignisse im Nahen Osten” verurteilt und zu respekt- und friedvollem Umgang aufgerufen.