Von Wolff von Rechenberg
Wenn am Wilhelmsruher Damm 161 sonntags die Gemeinde ein Lied anstimmt, dann greift kein Organist in die Tasten. In der Apostel-Petrus-Gemeinde gehört die „Lobpreis-Gruppe“ zu den festen Bestandteilen des Gottesdienstes, mit Schlagzeug und E-Gitarre. Über die Jahre hat sich die Gemeinde weitgehend von der traditionellen Liturgie verabschiedet. Das liege am Umfeld, erklärt Pfarrer Swen Schönheit: „Im Märkischen Viertel sind Traditionen nicht alt.“ Zwischen 1963 und 1974 wuchs hier, im Berliner Bezirk Reinickendorf, der Beton in die Höhe. Schönheit ist seit 1989 Pfarrer in der Apostel-Petrus-Gemeinde. Rund um den Wilhelmsruher Damm herrscht ein buntes Miteinander der Kulturen und Religionen. Das hatte Folgen für die Arbeit in der Gemeinde. „Müssen Jugendliche aus dem Märkischen Viertel wirklich das Kyrie lernen?“ Das fragt Christian Benduhn. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Claudia leitet er die Jugendarbeit in der Gemeinde. „Der Gottesdienst wurde entkernt“, erinnert er sich beim Gespräch im Gemeindehaus. Mit Erfolg. An einem normalen Sonntag kommen 240 Besucherinnen und Besucher. Auf diesem Niveau halte sich der Gottesdienstbesuch jetzt schon seit zehn Jahren, sagt Pfarrer Schönheit. Die Gemeinde bezeichnet sich formal als evangelikal-charismatisch geprägte Profilgemeinde für den Berliner Norden, nicht als Parochialgemeinde im herkömmlichen Sinn. Fast alle Gemeindeglieder seien diesen Weg mitgegangen, sagt Schönheit. Einige sind abgewandert in die nahe Apostel-Johannes-Gemeinde, in der man die Liturgie in Ehren hält. „Aber Brüche gab es nicht“, betont Benduhn. Auch in der Apostel-Petrus-Gemeinde sei der Gottesdienst erkennbar evangelisch. Auch eine Lagerbildung habe es in der Gemeinde nicht gegeben.