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Missbrauch: Ex-Ministerin fordert EKD-weite Studie

Berlin/Hannover – Die ehemalige Bundesfamilienministerin – von 1998 bis 2002 unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) – Christine Bergmann (SPD) hat eine umfassende Studie über den Umgang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit Kindesmissbrauch gefordert. Vorbild könne die kürzlich veröffentlichte Missbrauchsstudie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sein, sagte Bergmann, die Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ist, der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“.
Die EKD erklärte jedoch, ein solches Projekt sei derzeit nicht geplant. „Die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs erfolgt – institutionell wie individuell – regional auf Ebene der Landeskirchen“, sagte ein EKD-Sprecher.
Im Juni war eine Fallstudie der Universität Kassel mit Zahlen der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs veröffentlicht worden. Demnach konnte ein Drittel der von Herbst 2016 bis April 2018 dokumentierten Missbrauchsfälle der evangelischen Kirche zugeordnet werden.
Bergmann sprach sich auch für eine konsequente und vor allem unabhängige Aufarbeitung in den evangelischen Landeskirchen aus. Die evangelische Kirche behandle Missbrauchsfälle immer noch als Einzelfälle, strukturelle Defizite in den kirchlichen Institutionen würden hingegen kaum bearbeitet. „Täterschutz und Institutio­nenschutz gingen auch bei den Protestanten vielfach vor Kinderschutz“, sagte Bergmann.
Im November will die EKD auf ihrer Synode in Würzburg über die kirchenübergreifende Aufarbeitung von Missbrauchsfällen beraten. „Die EKD soll in Zukunft die Landeskirchen bei Methodik und Aufbau von Kompetenzen zur wissenschaftlichen institutionellen Aufarbeitung verstärkt unterstützen“, sagte der Sprecher. epd/UK