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Missbrauch: Betroffenenvertretung fordert Fortschritte bei Kommission

Vertreterinnen und Vertreter von Missbrauchsbetroffenen aus den evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen haben am Freitag am Rande des Kirchentages in Hannover ein Vorankommen bei der Bildung für deren Aufarbeitungskommission gefordert. „Wir sind bereit“, signalisierten sie mit einem Plakat bei dem fünftägigen Christentreffen in Hannover, das auch den Missbrauch in der Kirche thematisiert. In einer Pressemitteilung erklärten sie: „Der Mut, uns angemessen anzuhören, fehlt bei Kirche und Diakonie regelmäßig.“

Bundesweit sollten eigentlich bis Ende März neun regionale Gremien zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie an den Start gehen. Die Kommission für Niedersachsen und Bremen kam jedoch bisher nicht zustande, weil Betroffene die Unabhängigkeit der von der niedersächsischen Landesregierung benannten Expertinnen von der Kirche bezweifeln.

Die frühere Landesjustizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) und die Präsidentin der Klosterkammer Hannover, Thela Wernstedt, traten deshalb noch vor dem Start der Kommission zurück. Beide waren früher in kirchlichen Gremien engagiert.

Inzwischen hat sich eine Betroffenenvertretung für die Aufarbeitungskommission (URAK) gefunden. Diese nahm in ihrer Erklärung vom Freitag das Motto des Kirchentages „Mutig-stark-beherzt“ auf. „Das Stark-sein gehört für viele von uns in einem außergewöhnlichen Maße zu unserem Leben“, schreiben sie. Sie müssten „stark sein, um trotz schwerster Verletzungen neue Schritte zu gehen“. Auch von den Kirchen und der Diakonie wünschten sie sich Stärke und wollten nicht weiter „vertröstet“ werden.

Der Sprecher der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Benjamin Simon-Hinkelmann, sagte am Freitag auf epd-Anfrage, in den kommenden Wochen werde es Gespräche mit den gegenwärtig an der URAK beteiligten Personen geben. Die Kirchen seien für deren Engagement und den Einsatz betroffener Personen bei der Aufarbeitung sehr dankbar. „Auch das jährliche Betroffenenforum, zu dem die beteiligten Kirchen und diakonischen Landesverbände betroffene Personen einladen, wird Raum geben für Gespräche, um dann mit allen Beteiligten die Voraussetzungen zu schaffen, damit die URAK ihre Arbeit aufnehmen kann.“