Die Krankenhäuser in Baden-Württemberg verzeichnen für 2025 ein Rekorddefizit von einer Milliarde Euro. Drei von vier Kliniken schreiben laut einer am Dienstag in Stuttgart vorgestellten Blitzumfrage der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) rote Zahlen. Insgesamt summiere sich die Finanzierungslücke der Kliniken in den Jahren 2023 bis 2025 auf über 2,5 Milliarden Euro. Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht.
Die Defizite stiegen trotz effizienter Versorgungsstrukturen weiter an, hieß es von der BWKG. Das Land habe bundesweit die wenigsten Krankenhausbetten und -kosten pro Einwohner. Öffentliche Träger wie Städte und Landkreise könnten Finanzlücken aber nur noch durch Kürzungen in anderen Bereichen wie Schulen oder Verkehr decken.
Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der BWKG, kritisierte die Bundesregierung: „Die Krankenhausfinanzierung ist kein Almosen, sondern eine gesetzliche Verpflichtung.“ Die Defizite resultierten vor allem aus unvollständiger Finanzierung der Preissteigerungen seit 2022 und fehlerhaften Berechnungsformeln. Scheffold fordert eine sofortige Erhöhung des Fallwertes um mindestens vier Prozent sowie Rücknahmen „ungerechtfertigter Eingriffe“ der Vorgängerregierung.
Gesundheitsminister Lucha rief die neue Bundesregierung zum Handeln auf. Ein „unkontrolliertes Sterben bedarfsnotwendiger Krankenhäuser“ müsse verhindert werden. Der Minister forderte auch Respekt für die Krankenhausplanungshoheit der Länder ein.
Landkreistagspräsident Joachim Walter (Tübingen) kritisierte die „völlig unzureichende Finanzierung der Klinik-Betriebskosten“ durch Bund und Land. In diesem Jahr müssten die Landkreise voraussichtlich annähernd 770 Millionen Euro an Zuschüssen leisten. „Die baden-württembergischen Landkreise sind schlicht nicht mehr in der Lage, Krankenhausdefizite in dieser Höhe weiter auszugleichen“, sagte Walter.
Der Bund müsse kurzfristig einen strukturellen Inflationsausgleich umsetzen und den Landesbasisfallwert um mindestens vier Prozent erhöhen. Zudem fordert Walter einen Abbau der „überbordenden Bürokratie“, die Fachkräfte binde und die Personalknappheit verschärfe. Das Land habe bisher vor allem kommunale Mittel in die Investitionsförderung gesteckt, doch nun liege die Verantwortung beim Bund.