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Menschenrechtler: 14.000 gefangene Zivilisten in russischer Haft

Russlands Krieg zerstört das gewohnte Leben vieler Zivilisten, die in russische Gefangenschaft geraten. Menschenrechtler gehen von 14.000 Inhaftierten aus und fordern deren Freilassung.

Laut Menschenrechtlern befinden sich aktuell mehr als 14.000 ukrainische Zivilisten in russischen Gefängnissen. Gefangene kehrten teils mit schweren Verletzungen wie Knochenbrüchen und Gehirnerschütterungen zurück und berichteten von körperlichen, sexuellem und psychischem Missbrauch, erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte am Montag in Frankfurt. Die Politik in Deutschland sei aufgefordert, das Schicksal dieser Menschen stärker in den Blick zu nehmen.

Verschleppungen und Gefangennahmen von Zivilisten sei eines der drängendsten Probleme des Kriegs Russlands gegen die Ukraine, so die Menschenrechtler. Insgesamt würden nach ukrainischen Angaben im Sommer 2024 etwa 42.000 Ukrainer als vermisst gelten, darunter Zivilgefangene, Armeeangehörige und Kinder. Es sei allerdings von einer höheren Dunkelziffer auszugehen.

“Ich bin durch die Hölle der Gefangenschaft gegangen”, erklärte Olena Yahupova. Sie stamme aus der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja und schilderte vor Journalisten von ihrer mehr als sechsmonatigen Haft. “Im Arbeitslager wurde ich vergewaltigt und gefoltert.” Sie forderte mehr Einsatz der internationalen Gemeinschaft, um die Freilassung gefangener Ukrainer zu erreichen. Es gelte, Tausende Menschen zu retten.

Auch Oleksandr Tarasov aus Cherson sei ein Jahr in russischer Haft gewesen und dort mit Elektroschocks gefoltert worden. Er forderte, Beteiligte an Inhaftierungen mit persönlichen Sanktionen zu belegen. “Wir wissen von den Strukturen, von Richtern und Polizisten.” Diese sollten sich vor einem internationalen Gericht verantworten müssen.

Die Gesellschaft für Menschenrechte setzt sich nach eigenen Angaben konkret für die Freilassung von mehr als 60 Personen ein. Sie arbeitet dafür etwa mit dem ukrainischen Verein “Zivilisten in Gefangenschaft” zusammen. “Wir bitten die politisch Verantwortlichen in Deutschland, uns dabei zu helfen, einen Mechanismus für die Rückkehr unserer geliebten Ehemänner und Väter zu finden”, sagte Vorstandsmitglied Olena Tsyhipa. Ihr Ehemann Sergiy Tsyhipa sei ebenfalls in russischer Gefangenschaft.

Russlands Armee hat im Februar 2022 die Ukraine überfallen und hält im Süden und Osten Teile des Landes besetzt. Mindestens in zehn russischen Regionen gibt es nach Darstellung der Menschenrechtler Haftanstalten, in denen Menschen aus der Ukraine festgehalten würden.