BERLIN – Angesichts einer wachsenden Zahl von Kirchenaustritten fordert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dass die Kirche offen für Außenstehende sein müsse. „Ich wünsche mir eine einladende Kirche, die alle Milieus anspricht“, sagte Bedford-Strohm der Tageszeitung „Die Welt“. Wenige Tage vorher hatten die beiden großen Kirchen in Deutschland mitgeteilt, dass sie im vergangenen Jahr mehr Mitglieder verloren haben als in den Jahren zuvor (Kommentar Seite 5).
Mehr als 50 000 Kircheneintritte
Zugleich zeigte sich Bedford-Strohm erfreut, dass jährlich rund 50 000 Menschen neu oder wieder in die evangelische Kirche eintreten: „Dass sich jährlich mehrere zehntausend Menschen entscheiden, erneut oder erstmals in die evangelische Kirche einzutreten, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit“, so der EKD-Ratsvorsitzende.
2013 verzeichnete die EKD bundesweit 50 117 Wiedereintritte von Ausgetretenen, Erwachse-
nentaufen von zuvor Konfessionslosen sowie Übertritte aus anderen christlichen Kirchen. In den katholischen Bistümern waren es im selben Zeitraum nur insgesamt 12 850.
Die evangelische Kirche verzeichnete nach EKD-Angaben im Jahr 2014 einen Rückgang von 410 000 Mitgliedern. Die katholische Kirche verlor nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 230 000 Mitglieder.
Knapp 218 000 Menschen traten aus der katholischen Kirche aus, was einem Anstieg der Austritte um knapp 22 Prozent entspricht. Die EKD gab bislang noch keine Austrittszahlen bekannt, doch die Angaben einzelner evangelischer Landeskirchen lassen auf deutlich gestiegene Zahlen schließen.
In den nordrhein-westfälischen Kirchen hat der Rückgang an Mitgliedern ähnlich wie im Bundestrend im vergangenen Jahr zugenommen. In der Evangelischen Kirche im Rheinland sank die Gemeindemitgliederzahl nach einer Hochrechnung des Landeskirchenamtes von 2,71 Millionen Ende des Jahres 2013 um rund 44 000 auf etwa 2,66 Millionen Ende 2014. Das sind rund 1,6 Prozent weniger. Im Vorjahreszeitraum verringerte sich die Zahl der Kirchenmitglieder um 34 000 (1,2 Prozent).
In der Evangelischen Kirche von Westfalen ging die Mitgliederzahl im gleichen Zeitraum ebenfalls um 1,6 Prozent von 2,39 Millionen um rund 39 000 auf geschätzte 2,35 Millionen zurück. In der Lippischen Landeskirche sank die Zahl der Mitglieder von rund 173 220 auf etwa 169 500 um rund zwei Prozent.
Die katholischen Bistümer verzeichnen eine ähnliche Entwicklung. Im Erzbistum Köln etwa sank die Zahl der Mitglieder 2014 um 21 500 auf 2,03 Millionen. epd