Artikel teilen:

Mara-Cassens-Preis für Roman über jüdische Familie

Die junge Schriftstellerin Dana Vowinckel erhält den mit 20.000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preis für Debütromane. Sie wird für ihren im August erschienen Roman “Gewässer im Ziplock” ausgezeichnet, wie das Literaturhaus Hamburg am Donnerstag bekanntgab. Diese jüdische Familiengeschichte reflektiere die Vielfalt und Komplexität jüdischen Lebens in Deutschland aus der Zeit vor dem 7. Oktober, begründete die Jury. Der Preis soll am 10. Januar in Hamburg überreicht werden.

Im Mittelpunkt des Romans stehen die 15-jährige Margarita und ihr alleinerziehender Vater Avi – Israeli und jüdischer Kantor. Die beiden leben in Berlin. Nach dem jährlichen Besuch bei den Großeltern in den USA fliegt Margarita weiter zu ihrer Mutter Marsha, die zurzeit in Israel lebt, damit sich die beiden besser kennenlernen und die Tochter mehr über das Heilige Land erfährt. Die Reise nimmt ungeplante Wege und führt zurück nach Chicago ans Krankenbett der Großmutter, wo sich die verstreut lebende Familie versammelt.

“Dana Vowinckel ist eine beeindruckende Autorin, die einen vielschichtigen, intelligenten Roman geschrieben hat, der weit mehr als eine einzige Geschichte erzählt”, so die Jury weiter. “Sie schreibt ruhig und unaufgeregt über eine Familie, über Heimweh und Unterwegssein, denkt über Zugehörigkeit, Herkunft, Schmerz sowie Fremdheit nach und beschreibt dabei unsere von Vorurteilen und Antisemitismus durchdrungene Gesellschaft.”

Vowinckel, 1996 geboren, ist in Berlin und Chicago aufgewachsen, studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde die in Berlin lebende Schriftstellerin für einen Auszug aus “Gewässer im Ziplock” mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Für ihre Erzählung “In my Jewish Bag” erhielt sie beim Wettbewerb “L”Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!” den ersten Preis.

Der Mara-Cassens-Preis wird seit 1970 verliehen und ist nach seiner 2015 verstorbenen Stifterin benannt. Er ist nach Angaben des Literaturhauses der höchstdotierte Preis für einen deutschsprachigen Debütroman. Preisträger waren zuletzt Annika Büsing (2022), Stefanie vor Schulte (2021) und Ronya Othmann (2020).