Auf der Festwiese tummeln sich nach Angaben der Veranstalter etwa 120.000 Menschen, noch mehr als erwarteten 100.000. Untern ihnen sind viele junge Gläubige. Genau an sie wendet sich auch Makgoba in seiner Predigt und ruft sie zum Einsatz für eine bessere Welt auf: "Hört die Schreie der Mitmenschen und des Planeten", mahnt der Primas der Anglikanischen Kirche des südlichen Afrika. "Seid radikal", ruft der 56-Jährige den Jugendlichen zu: "Lasst Euch nicht entmutigen." Der Nachfolger von Desmond Tutu bittet die junge Generation, etwas zu tun, "wenigstens nur eine Sache, um der Liebe, Menschenwürde, Freiheit und um Christi willen."
Noch mehr Gemeinschaft
Gabaipone Ramesega aus Südafrika kennt den Erzbischof. "Ich habe ihn schon mal in Johannesburg gehört", erzählt sie. Die 22-Jährige ist Teil der Besuchergruppe aus der Partnergemeinde von Hanau. Den Gottesdienst genieße sie sehr, auch wenn sie kein Deutsch verstehe. Über die Musik, etwa von den rund 6.000 Blechbläsern, könne sie sich mit den anderen Menschen auf der Wiese verbinden: "Es fühlt sich an wie ein Gottesdienst bei uns zu Hause." Mit der Hitze habe sie gar kein Problem: "Für uns ist das einfach angenehmes Wetter heute", schmunzelt die Südafrikanerin.
Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au hat eine Bitte: Sie ermutigt die Gottesdienst-Besucher, Auseinandersetzungen nicht zu scheuen. Dialog und Kontroversen gehörten zusammen, sagt die Theologin beim Festgottesdienst und fordert dazu auf, auch mit denen zu reden, "die keinen Dialog führen wollen". Konstruktive Streitereien seien "ur-protestantisch, und es lohnt sich." Klar sei aber auch: "Wir suchen die Auseinandersetzung mit Worten, nicht mit Waffen. Und von Angesicht zu Angesicht, nicht anonym im Netz."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zieht eine positive Bilanz des Christentreffens: "Ich glaube: Martin Luther wäre sehr zufrieden mit uns", sagt er in seinem Grußwort nach dem Gottesdienst. Er ermutigt die Besucher des Christentreffens zu noch mehr Gemeinschaft. "Der lebendige ökumenische Austausch zwischen den Konfessionen und die enge Zusammenarbeit der Christen tun dem ganzen Land gut." Noch vor einem halben Jahrhundert sei es kaum denkbar gewesen, was nun an Gemeinschaft unter den christlichen Konfessionen zu erleben sei.