Er gilt als ältester Kreuzweg in Deutschland: Auch in diesem Jahr wollen katholische und evangelische Christen gemeinsam den Lübecker Kreuzweg gehen – und dabei auch eine politische Botschaft senden.
Zum wohl ältesten Kreuzweg Deutschlands werden am Karfreitag in Lübeck wieder mehrere hundert Menschen erwartet. Die Prozession steht in diesem Jahr unter der Überschrift “Angst in der Welt – Haltung üben”, wie das Erzbistum Hamburg auf seiner Internetseite mitteilte. Ansprachen halten unter anderen die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Lübecker Bischöfin, Kirsten Fehrs, sowie der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Die Teilnehmer wollen mit einem Holzkreuz durch die Altstadt ziehen und an fünf Stationen an das Leiden und Sterben Jesu erinnern.
“Es berührt mich, wenn die vielen Menschen mit dem Kreuz Jesu vorneweg durch die Lübecker Altstadt ziehen”, so Heße. Das diesjährige Motto erinnere an das Leiden und Sterben Jesu, aber auch daran, wo heute Menschen leiden und sterben. “Uns trägt die Gewissheit, dass der Tod eben nicht das letzte Wort hat, sondern dass das Leben am Ende triumphiert.”
Fehrs erklärte: “Damals wie heute: Wenn Menschen sich für Gottes Weltordnung einsetzen, für die Würde und das Recht aller Menschen, dann stoßen sie mit Weltbildern und Ideologien zusammen, die Liebe und Barmherzigkeit zum Feindbild erklärt haben.” Deshalb komme es gerade jetzt auf christliche Haltung an.
Der Lübecker Kreuzweg wurde Ende des 15. Jahrhunderts angelegt. Kirchenhistoriker halten ihn für den ältesten in Deutschland. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert geriet er zunächst in Vergessenheit. Seit 1994 wird er wieder jährlich am Karfreitag von katholischen Christen gegangen, seit 2002 gemeinsam mit der evangelischen Kirche.
Der Weg ist mit 1.650 Metern exakt so lang wie die “Via dolorosa” in Jerusalem. Diesen Weg soll Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Ort der Kreuzigung gegangen sein. Von den sieben ursprünglichen Lübecker Kreuzwegstationen sind nur noch die erste und letzte erhalten. 2013 wurden für insgesamt fünf Stationen moderne Skulpturen geschaffen.
Start ist laut Angaben um 10.00 Uhr in der Sankt-Jakobi-Kirche in der Altstadt. Der Kreuzweg endet auf dem sogenannten Jerusalemsberg vor den Toren der Stadt.