Ein langer Tisch mit über 200 leeren Stühlen: Mit einer speziellen Aktion zum jüdischen Ruhetag Schabbat soll jetzt auch in Deutschland an das Schicksal der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln der Hamas erinnert werden. Am Freitag werden in Berlin und Frankfurt am Main lange Festtafeln aufgestellt mit 220 beziehungsweise 222 leeren Stühlen. Sie sollen an die Entführten erinnern, die nicht zum traditionellen Abendessen zu Schabbatbeginn mit ihren Liebsten am Tisch sitzen können. Eine solche Installation gab es nach den Terrorangriffen bereits in Tel Aviv und anderswo.
Auf der Fasanenstraße in Berlin ist ein Tisch vor dem Jüdischen Gemeindehaus zwischen Kantstraße und Kurfürstendamm geplant. “Von Freitagabend bis Samstagabend werden dort die Bilder der Entführten gezeigt, um über ihr Schicksal zu informieren und ihre Namen in die Öffentlichkeit zu tragen”, so die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Rabbiner Jonah Sievers wird den Schabbat-Segen sprechen, israelische Künstler tragen hebräische Lieder vor. “Die Veranstaltung richtet sich nicht nur an prominente Vertreter aus Politik und Gesellschaft, sondern an alle Berlinerinnen und Berliner. Eure Solidarität ist unser Schutz”, so der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe.
In Frankfurt sollen der mit Geschirr eingedeckte Tisch und die mit Fotos der Entführten versehenen Stühle auf dem Römerberg stehen. “Seit den Hamas-Terrorangriffen auf Israel am 7. Oktober 2023 stehen die Schabbat-Tafeln weltweit im Zeichen der Trauer um die Ermordeten und der Sorge um Familie und Freunde in Israel. Vor allem aber gelten die Gedanken der jüdischen Gemeinschaft den zahlreichen Entführten”, erklärte die Jüdische Gemeinde. Sie erinnerte daran, dass unter den Geiseln auch deutsche Staatsangehörige sind. Die Aktion solle auch die Hoffnung ausdrücken, dass die Geiseln bald wieder in Sicherheit und bei ihren Familien seien.
Bei den Terrorangriffen vom 7. Oktober waren etwa 1.400 Menschen teils brutal getötet worden; um die 220 Frauen, Männer und Kinder sind israelischen Angaben zufolge noch in Geiselhaft. In den vergangenen Tagen machten vier Freilassungen Schlagzeilen: Jüngst Nurit Cooper und Jocheved Lifschitz, davor Judith und Natalie Raanan. Angehörige von Geiseln fordern öffentlich deren Freilassung, die internationale Politik arbeitet ebenfalls an der Befreiung.