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Landeselternrat sieht Vorteile in einem späteren Unterrichtsbeginn

Der Landeselternrat in Niedersachsen sieht in einem Schulbeginn zu einer späteren Uhrzeit Vorteile und zugleich praktische Hürden. „Wissenschaftlich ist ja schon länger nachgewiesen, dass gerade Kinder und Jugendliche in der Pubertät oft einen anderen Schlaf-Wach-Rhythmus haben und am Morgen nicht so fokussiert und konzentriert sind“, sagte die neue Elternratsvorsitzende Miriam Kaschel aus Lüneburg am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hatte sich in einem Interview offen für einen späteren Schulbeginn gezeigt. Auch beim Landesschülerrat stieß dies auf Zustimmung. Kaschel hat Anfang Juni den Vorsitz des Landeselternrates übernommen. Um den individuellen Lernbedürfnissen gerecht zu werden, sei ein offener Schulbeginn sinnvoll, erläuterte sie. „Da wir aber ein sehr komplexes Bildungssystem haben, lässt sich das nicht einfach auf Knopfdruck umsetzen.“

Zunächst könne eine schlechtere Planbarkeit an den Schulen die Folge sein. Dies sei angesichts des Lehrkräftemangels nicht förderlich. „Sowohl bei der Schülerschaft als auch in der Elternschaft wird es Befürworter, aber auch Gegner geben“, sagte Kaschel. Für manche Eltern und besonders die von kleineren Kindern könne ein Betreuungsproblem entstehen.

Im Flächenland Niedersachsen müssten manche Jugendliche aktuell sehr früh aufstehen, um pünktlich in der Schule zu sein, sagte die Elternratsvorsitzende. Auch der öffentliche Nahverkehr müsse im Blick sein. Dieser könne bei neuen Anfangszeiten nicht einfach seinen Fahrplan umstellen. „Ich denke, dass das Bildungssystem insgesamt flexibler werden muss, um der Individualität der Schülerschaft gerechter zu werden.“

Der stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates Niedersachsen, Eduard Hillgert, hatte auf epd-Anfrage von einem überfälligen Vorstoß gesprochen. Ein späterer Schulbeginn könne zu einer besseren Konzentrationsfähigkeit, gesteigerter Leistungsbereitschaft und einem gesünderen Lebensstil beitragen. Zurzeit beginnt die Schule meist morgens um 8 Uhr. Auch Hillgert hatte jedoch mögliche Probleme insbesondere für berufstätige Eltern jüngerer Kinder eingeräumt und sich für flexible Betreuungsangebote ausgesprochen. Außerdem dürfe die Zeit für Hobbys wie Sport oder Musik am Nachmittag nicht zu knapp werden.