Der Landesintegrationsrat von Nordrhein-Westfalen trauert um den ehemaligen Leiter des Zentrums für Türkeistudien in Essen, Faruk Sen. Sens Tod am 25. Januar im Alter von 76 Jahren in Istanbul sei ein großer Verlust für die Menschen mit internationaler Familiengeschichte in Deutschland, erklärte der Vorsitzende des Landesintegrationsrats NRW, Tayfun Keltek, am Montagabend in Düsseldorf.
Als Direktor hatte Sen von 1985 bis 2008 dreiundzwanzig Jahre lang die heutige Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) in Essen geleitet. Wegen eines umstrittenen Judenvergleichs hatte der Türkeiforscher seinen Posten aufgegeben. Sen hatte in einer türkischen Zeitung die Diskriminierung von Türken in Europa mit der Judenverfolgung in der NS-Zeit verglichen. Der Vorstand der Stiftung ZfT hatte daraufhin die Abberufung Sens beantragt. Sen wurde schließlich freigestellt, um beim Aufbau einer deutsch-türkischen Universität in Izmir zu helfen.
Keltek vom Landesintegrationsrat erklärte, dass die heutige ZfTI unter Sens Leitung zu einer der führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Integration und Migration aufgestiegen sei. Sie gelte heute als anerkannte Institution im Bereich Migrationsforschung. Sen habe die Potenziale von ehemaligen Gastarbeitern und deren wirtschaftlichen Beitrag für die deutsche Gesellschaft untersucht. Die ersten belastbaren Studien über Menschen mit internationaler Familiengeschichte seien von seinem Institut gekommen. Sen sei eine der prägenden Figuren in der Migrationsforschung in Deutschland gewesen. „Mit Faruk Sen verlieren die Menschen mit internationaler Familiengeschichte in Deutschland einen hervorragenden Wissenschaftler und Fürsprecher.“
Keltek erinnerte daran, dass Sen unter anderem mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (1997) und dem Bundesverdienstkreuz am Bande (2003) geehrt worden war.
Sen, geboren 1948 in Ankara, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Uni Münster. Nach der Promotion arbeitete er als Abteilungsleiter an der Volkshochschule in Duisburg und ab 1983 als Geschäftsführer des Modellversuchs „Lehrerfortbildung im Bereich Übergang Schule/Beruf“. Im Jahr 1985 erfolgte die Gründung des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfT), dessen Direktor er wurde. 1990 ernannte man ihn zum Professor an der damaligen Universität-Gesamthochschule Essen. 2008 wurde Sen als Direktor des ZfT suspendiert. Im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen gab er seine Stelle zum Jahresende 2008 offiziell auf und begleitete einen Hochschulaufbau in Izmir. Am 25. Januar starb Sen in Istanbul.