In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 9. November, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
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Ein Mann und eine Frau lieben sich seit mehr als 60 Jahren. Der Architekt und die Lehrerin aus Hamburg haben mit drei Kindern glückliche Tage erlebt, aber auch Ehekrisen und Schicksalsschläge gemeistert. Ihre tiefe Verbundenheit wird neuerlich auf die Probe gestellt, als die über 80-jährige Frau durch eine Lungenkrankheit immer gebrechlicher wird. Über vier Jahre begleitet der Film das betagte Ehepaar und fängt in ruhigen Sequenzen wunderbare Momente der Hingabe und Vertrautheit ein. Auszüge aus ihren Tagebüchern geben zudem Einblicke in das Innenleben der jungen Frau. Die einfühlsame Schilderung von Respekt, Verzeihen und Demut macht den Film zu einer eindringlichen Ode an die Liebe und einer intensiven Reflexion über die menschliche Sterblichkeit. – Sehenswert ab 14. Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621332/fur-immer
Eine schwangere Strafgefangene bemüht sich darum, ihr Kind nach der Geburt in einer Gefängniseinrichtung versorgen zu dürfen. Angesichts der Gewalttat, die zu ihrer Verurteilung geführt hat, schlägt ihr jedoch Skepsis entgegen. Das distanziert gefilmte, gleichwohl packende Drama verschränkt diese Handlungsebene mit Rückblenden auf die Vorgeschichte der Frau, deren Aggressionen immer wieder in Gewaltausbrüche gegen andere münden. Mit einer herausragenden Darstellerin (Franziska Hartmann) präsentiert der Film keine erklärenden Klischees, sondern verfolgt aufmerksam und deutungsoffen den Weg einer gewaltbereiten Frauenfigur, wobei die beiden Zeitebenen souverän miteinander verschränkt werden. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621013/monster-im-kopf
Eine mexikanische Großfamilie trifft sich am Geburtstag des erwachsenen Sohns. Der junge Künstler leidet an einer bösartigen Krebserkrankung, sodass selbst seine kleine Tochter von ihm ferngehalten wird, die sehnlich darauf wartet, ihren Papa anlässlich der Feier wiederzusehen. Rund um das Mädchen und seinen kranken Vater entfaltet sich ein ebenso authentisch wie warmherzig gezeichneter Mehr-Generationen-Familienkosmos zwischen Alltagstätigkeiten, Existenzsorgen und komischen wie skurrilen Momenten. Ein zärtlicher Film über das Vergehen des Lebens, der in der Art, wie er Trauer und Lachen, Sterben und Vitalität miteinander verbindet, tief in der mexikanischen Kultur verwurzelt ist. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620467/totem-2023
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Ein vom Leben schwer gezeichneter Mann blickt im hohen Alter auf sein von harten Schicksalsschlägen geprägtes Leben zurück. Nach schlimmer Kindheit Anfang des 20. Jahrhunderts schien sich sein Schicksal zu wenden, doch tragische Unglücksfälle und der Zweiten Weltkrieg machen alles zunichte. Die beklemmende Passionsgeschichte fußt auf dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler und erzählt bis zur Schmerzgrenze kantig von einem einfachen Mann, der sich trotz aller Katastrophen das Staunen über die Schönheit des Daseins bewahrt hat. Eine existenzielle Achterbahnfahrt von hoher schauspielerischer und inszenatorischer Qualität, die auch eine Ode an die Südtiroler Berge und ihren eigenwilligen Menschenschlag ist. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621329/ein-ganzes-leben-2023
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In einer Großfamilie aus der pakistanischen Stadt Lahore werden streng patriarchale Regeln und klassisch-konservative Familienwerte befolgt. Als einer der Söhne, der unter den familiären Zwängen leidet, in einem erotischen Tanztheater ein Job findet und sich in eine Transfrau verliebt, darf der Clan davon tunlichst nichts erfahren. Doch sein zaghafter Ausbruchsversuch droht zu scheitern, als seine Ehefrau schwanger wird. Mit semidokumentarischer Qualität entwirft das epische Melodram ein vielfältiges Bild der pakistanischen Gesellschaft. Im Kampf der Figuren mit Begehren, Tradition, Männlichkeit und Familie spiegeln sich die Auseinandersetzungen um eine neue Sicht von Männlichkeit und Weiblichkeit. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619025/joyland
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In der Fortsetzung des Films “Captain Marvel” (2019) interagieren die Kräfte der Superheldin plötzlich mit denen ihrer Nichte und einer Jugendlichen, die ein glühender Captain-Marvel-Fan ist und als “Ms. Marvel” ebenfalls über Superkräfte verfügt. Im Kampf gegen ein instabiles Universum und gegen die rachsüchtigen Kree haben die drei Frauen nur dann eine Chance, wenn sie ihre Kräfte gegenseitig ausbalancieren, was nur durch Empathie und Teamgeist möglich ist. Das Fandom der Jugendlichen wird dabei zum erfrischenden Inszenierungskniff, der aus Disney-Prinzessinnen, Cat Content und TikTok-Videos den selbstironischen Grundton des Films gewinnt. – Ab 12.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621327/the-marvels
Eine afghanische Immigrantin in Kalifornien wird von Schuldgefühlen geplagt, weil sie als Einzige ihrer Familie flüchten konnte. Eine Therapie hilft nur wenig, doch dann nutzt sie ihren Job in einer Fabrik für Glückskekse, um eine Botschaft an die Welt zu schicken. Trotz ihrer schweren Themen um Traumata, Flucht, Heimat, Isolation und Schuld zieht die intelligente Komödie mit liebenswerter Richtungslosigkeit, einem traumähnlichen Rhythmus und warmen Schwarz-weiß-Bildern in Bann. Großen Anteil daran hat Hauptdarstellerin Anaita Wali Zada, die mit undurchdringlicher Miene die absurden Geschehnisse um sie herum scheinbar emotionslos zur Kenntnis nimmt. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621767/fremont
Nach dem Tod seiner fürsorglichen Gattin muss ein 75-jähriger Witwer gegen die tägliche Rundumbetreuung und Bevormundung der Kinder kämpfen. Abhilfe soll ein ungewöhnliches Versprechen an die Verstorbene schaffen: die Mitwirkung bei einem modernen Tanzensemble. Die heimlichen Proben für eine Präsentation sorgen für allerhand Missverständnisse. Mit köstlicher Situationskomik und klug dosiertem Humor liefert der mitreißende Schauspielerfilm ein Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben im Alter, das generationsübergreifend ansteckend ist. Unverkrampft stellt er Fragen über das Miteinander von Alt und Jung sowie das Verhältnis von Fürsorge und Bevormundung. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619454/last-dance-2022
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Eine junge Frau Anfang zwanzig (Lena Urzendowsky) steht am Beginn ihrer Selbstfindung: beruflich, in der WG mit einer Freundin, in der großen weiten Gefühlswelt. Wenn ihre Probleme überhandnehmen, flüchtet sie sich ins Kopfkino und zieht sich in ein “Traumhotel” zurück. Dort kommuniziert sie mit einem aufgeweckten Jungen, dem verführerischen Zimmermädchen, einem aufrührerischen Hotelpagen und einer ihr wohlgesonnenen “Gouvernante”. Die Wechsel zwischen realem und fantasiebasiertem Ambiente sorgen für schmerzhafte und gewinnbringende Erfahrungen. Eine surreale Beziehungskomödie mit dramaturgischen wie ästhetischen Anleihen bei Filmen von Aki Kaurismäki, Wes Anderson und Jean-Pierre Jeunet. Die Entwicklungsgesichte schwankt zwischen Mitgefühl und einem verkrampft-prätentiösen Humor. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620279/franky-five-star
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In der israelischen Hafenstadt Haifa findet einmal im Jahr ein Schönheitswettbewerb für Frauen statt, die den Holocaust überlebt haben. Die Frauen im Alter von 77 aufwärts flanieren über den Laufsteg und konkurrieren um den Titel “Miss Holocaust Survivor”. Der Dokumentarfilm greift einige der Frauen heraus und porträtiert sie in ihrem Alltag. Die Wunden der Vergangenheit sind dabei nicht zu übersehen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621333/miss-holocaust-survivor
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Ein elfjähiger Junge aus Swasiland will nicht glauben, dass sein Onkel etwas mit dem Tod eines Nashorns im Naturreservat zu tun hat. Gemeinsam mit seinen Freund:innen macht er sich auf eigene Faust auf die Suche nach den Wilderern. Der solide, aber nicht übermäßig spannende Kinderfilm fußt auf dem ersten Band einer gleichnamigen Reihe von Kirsten Boje und thematisiert wichtige politische Themen, auch wenn diese etwas zu belehrend angesprochen werden. Die Detektivgeschichte bietet zwar wenig Neues, glänzt aber mit eindrucksvollen Naturaufnahmen und tollen Kinderdarstellern. – Ab 8.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621330/thabo-das-nashorn-abenteuer
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Der niederländische Maler Jan Vermeer (1632-1675) galt als Genie des Barock. Von März bis Juni 2023 waren im Rijksmuseum in Amsterdam 28 seiner 37 überlieferten Werken zu sehen. Der aufschlussreiche Film zeichnet die Vorbereitung der Ausstellung nach und das Bemühen um die teils weltweit verstreuten Bilder sowie die Debatten um die Authentizität bestimmter Gemälde, deren Autorschaft umstritten ist. In Interviews mit den Kuratoren der Ausstellung gelingt es, in die faszinierenden Mikrokosmen der Gemälde einzutauchen und das Geheimnis der mysteriösen “Sphinx von Delft” ein wenig zu entschlüsseln. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621206/vermeer-reise-ins-licht
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch