Theologin: Wissenschaft braucht ethische Leitlinien
TÜBINGEN – Die Theologin Elisabeth Gräb-Schmidt hat die Geburt der mutmaßlich ersten genmanipulierten Babys als „skandalöses Vorgehen und nicht hinnehmbar“ kritisiert. Die Nachricht eines chinesischen Forschers über die Veränderung des Erbguts von Zwillingsmädchen zeige, dass es allgemeine ethische Leitlinien brauche, die für alle Wissenschaftler verbindlich sind, sagte die Direktorin des Instituts für Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.
Zwar berge die Gentechnologie enorme Potenziale, und die Wissenschaft erhoffe sich davon Heilungschancen, erklärte Gräb-Schmidt, die dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Deutschen Ethikrat angehört. Doch es müsse unterschieden werden zwischen einer somatischen Gentherapie, bei der Veränderungen in der DNA nur einen Menschen betreffen, und einem Eingriff in die Keimbahn, der dann auch Folgen für weitere Generationen haben könne. Bei einer Keimbahntherapie stellten sich verschärft ethische Fragen nach den Grenzen der technischen Machbarkeit, betonte die Professorin für Systematische Theologie, die sich unter anderem mit Fragen der Technik- und Bioethik auseinandersetzt. epd
Absage an deutschen Islam: Schaden für die Integration
AUGSBURG/KÖLN – Die Grünen-Politikerin Ekin Deligöz kritisiert die Absage einer Konferenz europäischer Muslime an einen deutschen Islam. „Das schadet der Integration der Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland“, sagte die Bundestagsabgeordnete der „Augsburger Allgemeinen“. Sie verwies auf das Abschlussdokument des Treffens europäischer Muslime des Islamverbandes Ditib und der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet, das in der Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld stattgefunden hatte. Darin heißt es, es könne keinen deutschen, französischen oder europäischen Islam geben, weil eine solche Einschränkung im „Widerspruch zur Universalität des Islams“ stehe.
Deligöz warnt davor, dass die Türkei entgegen den Bemühungen der Bundesregierung ihren Einfluss auf Moscheen in Deutschland weiter ausbauen wolle. Es sei bedenklich, wenn die Türkei unter Führung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan versuche, die Abhängigkeiten zu verfestigen. epd
Ägypten: Größte Kirche des Nahen Ostens eingeweiht
KAIRO – Ägyptens Präsident Abdel-Fattah Al-Sisi hat die muslimisch-christliche Koexistenz in Ägypten betont. „Dieser Anlass ist eine Botschaft, dass wir niemandem erlauben, sich zwischen uns zu stellen“, sagte er laut der Zeitung „Al-Ahram“ zur Einweihung der neuen koptisch-orthodoxen Kathedrale in Ägyptens neuer Verwaltungshauptstadt bei Kairo. Muslime und Christen in Ägypten seien „eins und werden eins bleiben“, so Al-Sisi.
Ausdrücklich dankte das Staatsoberhaupt dem koptisch-orthodoxen Papst Tawadros II. Dessen besonnene Reaktion auf zahlreiche Angriffe auf Kirchen im Jahr 2013 habe es ermöglicht, nicht nur entstandene Schäden zu beheben, sondern Neues zu bauen. Bei dem Gotteshaus handelt es sich um die größte Kirche des Nahen Ostens mit Platz für 8200 Besucher, wie ägyptische Medien berichteten.
An der Einweihungsfeier nahm auch der Großscheich der Al-Azhar-Universität in Kairo teil, Ahmad al Tayyeb. Er verwies in seiner Ansprache auf das islamische Recht. Dieses verpflichte Muslime, christliche und jüdische Gotteshäuser in gleichem Maße zu schützen wie Moscheen. KNA