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Kurschus: Kein Entweder-Oder zwischen Israel und Palästina

Jeder Versuch, den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober zu relativieren, ist aus Sicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, Antisemitismus. “Jedes ‘ja aber’ verharmlost”, sagte Kurschus am Sonntag zum Auftakt der Synode der EKD in Ulm. Die Hamas sei keine Befreiungsbewegung. “Sie ist eine antisemitische Terrororganisation, die jüdisches Leben austilgen will, wo immer es ihr begegnet”, sagte Kurschus. “Sie ist eine tödliche Geißel für die leidenden Menschen in Gaza.” Israel habe nach dem “grauenhatten Massaker” das Recht, sich zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen. Es habe das Recht, die Bedrohung durch die Hamas zu bekämpfen und die Geiseln aus der Gefangenschaft zu befreien.

Kurschus betonte, dass sie auch über das Leid entsetzt sei, das die Menschen im Gazastreifen derzeit erlebten. “Der Angriff der Hamas war ebenfalls ein Angriff auf die Palästinenserinnen und Palästinenser, christliche und muslimische, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen.” Töricht sei es, die Solidarität mit Israel und die Empathie für die palästinensischen Opfer in ein Entweder-Oder zu zwingen.

“Es bedeutet keine Entsolidarisierung mit Israel, wenn wir mit unseren christlichen Brüdern und Schwestern im Heiligen Land verbunden bleiben”, sagte Kurschus. “Es ist keine Entsolidarisierung mit Israel, völkerrechtliches Augenmaß, humanitäre Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung zu fordern.” Die politisch Handelnden müssten alles dafür tun, sichere Zonen und Zeiten zu schaffen, um die Menschen mit dem Lebensnotwendigen versorgen zu können.

Die EKD-Ratsvorsitzende äußerte sich auch deutlich zum Antisemitismus in Deutschland. “Antisemitismus hat seine Wurzeln nicht bei den anderen, er blüht nicht nur in kleinen extremen Gruppen”, sagte sie. “Er kommt aus unserer christlichen Geschichte, er keimt auch in unserer Mitte, unter unseren Kirchenmitgliedern.” Dies sei weder schicksalhaft noch gottgegeben. Vielmehr habe man es nicht ernst genommen. Es lasse sich verändern. Zudem dürfe eine Unterstützung Israels nicht zu antimuslimischen Ressentiments führen.