Eine Ausstellung über den jahrhundertelangen Handel Europas mit Afghanistan ist bis zum 3. Oktober in der historischen Sigwardskirche in Idensen bei Hannover zu sehen. Ausgestellt sind dort Werke der Freiburger Künstlerin Laila Sahrai, die alle mit der Farbe Ultramarin gemalt wurden, wie der Flüchtlingsrat Niedersachsen am Montag in Hannover mitteilte. Die blaue Farbe wird auf der Basis von Lapislazuli aus Afghanistan gewonnen.
Hintergrund der Ausstellung ist die Tatsache, dass Ultramarin einst bei der Ausmalung der Sigwardskirche verwendet wurde. Der Blauton findet sich auf den Wänden und der Decke des fast 900 Jahre alten Gebäudes. „Wir freuen uns sehr, dass Laila Sahrai auf beeindruckende Weise den Menschen die Herkunft und Wirkung des Lapislazuli näherbringt“, sagte Organisator Jörg Mecke vom Vorstand der Kirchengemeinde Idensen-Mesmerode.
Die Künstlerin hat selbst afghanische Wurzeln, sie wurde 1975 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geboren. Ihre Werke veranschaulichten den Einfluss des Materials auf die Kultur, hieß es. Sie können in der Privatkapelle der Kirche betrachtet werden.
Die in den Jahren 1129 bis 1134 erbaute Sigwardskirche zählt zu den bedeutendsten sakralen Kleinbauten der Romanik. Sie ist die erste norddeutsche Kirche mit Gewölbedecke. Bauherr war Bischof Sigward von Minden (gestorben 1140). Zu ihren Alleinstellungsmerkmalen gehören die wertvollen Fresken aus der Entstehungszeit. Heute wird sie von Ostern bis Oktober als Gemeindekirche genutzt, sie ist zudem Pilger- und Radwegekirche.
Der hannoversche Baurat Conrad Wilhelm Hase konnte 1888 den damals drohenden Abbruch der Sigwardskirche verhindern und ließ gegenüber einen neugotischen Neubau errichten. So blieb ein bedeutender Sakralbau des 12. Jahrhunderts erhalten. Zwischen 1930 und 1934 wurde die Ausmalung komplett freigelegt. Seitdem gibt es kontinuierlich aufwendige Sanierungs- und Erhaltungsarbeiten.