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Kritische Versorgungslage bei Blutspenden in Deutschland

Lange Wochenenden im Mai, Fußball-Europameisterschaft und Sommerferienzeit: Für manche Ärzte klingt das eher bedrohlich. Denn es drohen Engpässe bei der Versorgung mit Spenderblut.

Die Rede ist vom Lebenssaft. Fünf bis sechs Liter Blut durchströmen den Körper jedes erwachsenen Menschen und versorgen ihn mit Nährstoffen und Sauerstoff. In Deutschland ist jeder Dritte mindestens einmal im Leben auf das gespendete Blut seiner Mitmenschen angewiesen. Derzeit aber droht offenbar großer Mangel an Spenderblut. Die Katholische Nachrichten-Agentur nennt wichtige Daten und Fakten aus Anlass des Weltblutspendetags am Freitag.

Im Blutkreislauf eines Erwachsenen mit seinem Gefäßnetz von fast 100.000 Kilometern Gesamtlänge fließen etwa fünf bis sechs Liter Blut. Das Herz, die Kreislaufzentrale, pumpt bei jedem Herzschlag rund 70 Milliliter Blut durch den Körper. Pro Minute etwa fünf Liter. In 24 Stunden sind das rund 7.200 Liter Blut.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Patientenbeauftragte der Bundesregierung und Blutspendeeinrichtungen bundesweit haben dringend dazu aufgerufen, Blut und Plasma zu spenden. Der Bedarf an Blutprodukten steige, während die Zahl der Spenden seit Jahren tendenziell sinke.

Stephan Küpper von Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes betont, im Mai seien wegen der vielen Feiertage und langen Wochenende die Spenden stark zurückgegangen. Mit der Fußball-Europameisterschaft und den folgenden Ferienmonaten zeichne sich ein weiterer verschärfter Mangel ab. Auch Patric Nohe, Pressesprecher beim DRK, betont, die noch vorhandenen Puffer würden kleiner.

2023 gab es laut DRK knapp 3 Millionen Blutspender. Weitere Eckwerte aus der Statistik: 2011 wurden pro 1.000 Einwohner noch 95 Spenden registriert, 2019 waren es lediglich 79 – ein Rückgang um 16,8 Prozent.

Das reicht derzeit meist aus, allerdings kommt es immer wieder zu regionalen Engpässen, zum Beispiel in Ferienzeiten. Experten befürchten, dass die Zahl der Spender in der alternden Gesellschaft weiter zurückgehen könnte. Bereits heute liegt das Durchschnittsalter der Spenderinnen und Spender bei 46 Jahren. Gesucht werden deshalb intensiv jüngere Spender, die auch kontinuierlich zur Blutspende bereit sind. Mediziner und Wissenschaftler entwickeln außerdem Konzepte, die den Bedarf an Spenderblut verringern sollen. Zu den Maßnahmen gehören blutsparende Operationstechniken, Medikamente und Eigenblutspende.

Jährlich werden in Deutschland allein rund 3,2 Millionen Blutkonserven zur Behandlung von Patientinnen und Patienten angewendet. Werktäglich werden durchschnittlich 15.000 Blutspenden gebraucht. 19 Prozent davon – und somit der größte Anteil – helfen Menschen mit Krebserkrankungen. Dem folgen Herzerkrankungen und Magen-Darm-Erkrankungen mit jeweils 16 Prozent, und erst dann kommen Unfälle mit etwa 12 Prozent, auch wenn hier meist besonders viele Blutkonserven benötigt werden.

Blutbestandteile haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts nur eine begrenzte Haltbarkeit. Aus einer Blutspende werden drei verschiedene Blutpräparate gewonnen: Rrote Blutkörperchen sind bis zu 42 Tage haltbar, Blutplättchen nur vier Tage. Und das Blutplasma ist gefroren bis zu 2 Jahre haltbar.

Laut medizinischen Richtlinien sollten Erstspender mindestens 18 Jahre alt sein. Mit der Änderung des Transfusionsgesetzes im März 2023 ist die Höchstaltersgrenze entfallen. Die Ärztinnen und Ärzte entscheiden im konkreten Einzelfall, ob eine Blut- oder Plasmaspende möglich ist.

Notwendig ist ein Personalausweis oder Reisepass. Wer über einen Blutspendeausweis verfügt, sollte auch den mitbringen.

Bei einer Vollblutspende werden etwa 500 Milliliter Blut abgenommen. Hinzu kommen noch Blutproben für die Laboruntersuchung. Das entspricht insgesamt in etwa der Füllmenge eines Weizenbierglases. Frauen dürfen viermal jährlich spenden, Männer sechsmal. Zwischen zwei Vollblutspenden sollten mindestens acht Wochen liegen.

Der reine Flüssigkeitsverlust durch die Blutspende ist bereits nach 24 Stunden wiederhergestellt. Die abgegebenen roten Blutkörperchen werden jedoch erst innerhalb der nächsten Wochen vom Körper neu gebildet. Der gesunde menschliche Körper erneuert pro Monat 20 Prozent des Blutes.

Blut wird im Labor untersucht auf Hepatitis-B- und -C-Viren,Humanes Immundefizienzvirus (HIV), Antikörper gegen den Erreger der Syphilis, situationsbezogen zum Beispiel auf Malaria oder das West-Nil-Virus nach Rückkehr aus Risikoländern.

Insgesamt gibt es vier Blutgruppen im AB0-Sytem: Das sind A, B, 0 und AB. Besonders häufig ist in der Bundesrepublik die Blutgruppe A mit 43 Prozent vertreten, dicht gefolgt von der Blutgruppe 0 mit 41 Prozent. Blutgruppe B haben lediglich noch 11 Prozent der Bevölkerung und Blutgruppe AB ist mit 5 Prozent besonders selten. Beim Rhesus System ist die Verteilung in Deutschland recht eindeutig. 85 Prozent sind Rhesus positiv und 15 Prozent Rhesus negativ.