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Krankenkasse kritisiert: Großer Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen

Pflegende Angehörige brauchen deutlich mehr Hilfen. Ohne sie stünde die Pflege in der Bundesrepublik vor dem Kollaps. Eine Krankenkasse setzt sich für mehr Verschnaufpausen ein.

Pflegende Angehörige in Deutschland bekommen nach Einschätzung der Betriebskrankenkassen viel zu selten Hilfe durch Kurzzeitpflege. Nur 3,5 Prozent erhielten die Gelegenheit zu einer Verschnaufpause, teilte der Dachverband der Betriebskrankenkassen am Mittwoch in Berlin mit. “Das sind nicht einmal 132.000 Pflegebedürftige, die über das Jahr verteilt eine Kurzzeitpflege nutzen, um zum Beispiel in den Urlaub zu fahren.”

Die Zahlen zeigen sogar, dass die Inanspruchnahme im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,22 Prozent zurückgegangen ist. “Das sehen wir mit großer Sorge, denn hinter jedem Zehntelprozent Rückgang bei den Entlastungsangeboten stehen wieder zig Angehörige. Sie sind es, die die Pflege auffangen müssen”, sagte Vorständin Anne-Kathrin Klemm.

Sie sieht bei der Entlastung der Angehörigen einen dringenden und riesigen Handlungsbedarf. Rund 84 Prozent der derzeit mehr als 5 Millionen Pflegebedürftigen werden zu Hause von An- und Zugehörigen gepflegt. “Ohne tiefgreifende Strukturreformen, die auf Prävention setzen und pflegende Angehörige stärken, gerät die tragende Säule der Pflege ins Wanken.”

Die Kasse fordert einen Pflegelohn für pflegende An- und Zugehörige, die Einführung eines Gesamt-Entlastungsbudgets und eine grundlegende Neuausrichtung der Tages- und Kurzzeitpflege. “Pflegende, die zu ihrer Entlastung zusätzlich einen Pflegedienst in Anspruch nehmen, müssen rentenrechtlich denjenigen gleichgestellt werden, die ausschließlich Pflegegeld beziehen”, forderte Klemm. “Eltern von pflegebedürftigen Kindern sind oft jahrelang auf die Hilfe eines Pflegedienstes angewiesen, und das darf ihnen nicht zum Nachteil gereichen”, mahnte sie.