Der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf die Vogelwelt in Rheinland-Pfalz aus. Verlierer der Entwicklungen seien Vögel, die auf Feuchtgebiete oder auf Nadelwälder angewiesen sind, sagte Martin von Roeder, Leiter des Vogelmonitorings Rheinland-Pfalz beim Naturschutzverband GNOR, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). So mache das Absterben der Fichtenwälder den kleinsten in Deutschland heimischen Vogelarten, dem Sommer- und dem Wintergoldhähnchen oder der Tannenmeise zu schaffen. „Diese Arten werden ihren Lebensraum verlieren“, sagte von Roeder.
Die längeren Hitze- und Trockenperioden seien problematisch für Vögel, die Gewässer benötigen, etwa für den Kiebitz. Auch der Weißstorch, der eigentlich vom Klimawandel profitiere, finde in heißen Sommern nicht mehr genug Frösche und andere Kleintiere, um seine Jungen großzuziehen. Bislang gebe es allerdings keine Anzeichen dafür, dass Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Rheinland-Pfalz wegen des veränderten Klimas ganz aussterben.
Zugleich ist laut dem GNOR-Experten zu beobachten, dass Vögel aus dem Mittelmeerraum zunehmend Fuß in Rheinland-Pfalz fassen. Eine „Vorzeigeart“ für diesen Trend sei der wegen seines bunten Gefieders exotisch wirkende Bienenfresser. Während in der Vergangenheit nur einzelne Exemplare auf dem Gebiet des Bundeslandes nachgewiesen werden konnten, gab es in jüngster Zeit teilweise mehr als 300 Brutpaare. Auch die mit den Sperlingen verwandte, vor allem in Südwesteuropa heimische Zaunammer breite sich zunehmend in Rheinland-Pfalz aus.
Nicht immer sei klar zu belegen, welche Ursachen Veränderungen beim Vorkommen von Vögeln zugrunde liegen, gab von Roeder zu bedenken. Allerdings sei eindeutig zu beobachten, dass das Verhalten von Zugvögeln sich ändere. Vögel, die ihr Zugverhalten nicht so gut anpassen könnten, hätten nach der Rückkehr zahlreiche Probleme: So seien viele Bruthöhlen schon belegt und der Entwicklungszyklus von Insekten sei schon so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr genügend Raupen zum Verfüttern gebe.
Die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) koordiniert, finanziert von der Landesregierung, ein Monitoring-Programm für heimische Vogelarten. Bereits seit 2004 werden nach einer bundeseinheitlichen Methodik mit Hilfe eines ehrenamtlichen Helferkreises Daten zu häufigen Brutvögeln erhoben. Seit 2020 werden auch die Bestände seltener Vogelarten erfasst. Dafür kommen auch technische Hilfsmittel wie Lockrufe für Eulen und andere scheue Arten zum Einsatz.