Worte gegen Gewalt und Hass: Vertreter der Kirchen in NRW rufen zu Weihnachten zu Hoffnung und Frieden auf. Ein Erzbischof hat Forderungen mit Blick auf den Bundestagswahlkampf.
Zu Weihnachten haben die Vertreter der beiden großen Kirchen in Nordrhein-Westfalen dazu aufgerufen, sich aktiv für Frieden und Veränderungen einzusetzen. Auch den Anschlag in Magdeburg thematisierten die Geistlichen in ihren Predigten.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief zu einer “Mobilmachung für den Frieden” auf. Bei dieser Offensive gehe es aber nicht um eine neue “Kriegstüchtigkeit” und immer mehr Waffen. “Das Kind in der Krippe ist das Bild des gewaltlosen Gottes.” Der Einsatz für den Frieden setze allein auf die Durchsetzungskraft der Liebe. Das gelte im Großen wie im Kleinen. “Reichen wir dem, mit dem wir zerstritten sind, die Hand zur Versöhnung, suchen wir einander zu verstehen und treten wir dafür ein, dass im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit herrschen.”
Der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel ermunterte dazu, trotz Kriegen und Gewalttaten zuversichtlich zu bleiben. “Das ist auch meine Hoffnung angesichts solcher Anschläge wie jetzt in Magdeburg: Ich will der Gewalt und dem Terror nicht den Sieg lassen.” Er hoffe, dass Gott der Gewalt ein Ende mache. Nach den Massstäben der Welt sei es naiv, an diese Hoffnung zu glauben. “Es ist umgekehrt genauso naiv zu glauben, dass wir Menschen aus uns heraus ein ewiges Friedensreich schaffen könnten”, so Latzel. “Deswegen brauchen wir eine Hoffnung, die mit Gottes unmöglichen Möglichkeiten rechnet.”
Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz bekundete Betroffenheit über den Anschlag in Magdeburg. “Das Leid überwältigt”, sagte er. “Magdeburg macht sprachlos.” Doch angesichts des Unfassbaren brauche es auch ein Wort des Trostes und des Friedens: “Nicht der Hass, sondern Gott hat das erste und das letzte Wort.” Generell rief Bentz dazu auf, eine sensible Sprache zu wählen. Kritik übte er etwa an Kriegspropaganda, die die Wirklichkeit verzerre und den Frieden verhindere. Mit Blick auf den anstehenden Wahlkampf appellierte er an die Politiker, in verantwortlicher Weise um die Stimmen der Wähler zu werben.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn sagte, in aktuellen Nachrichten fänden sich keine Verheißung, kein Friede, kein Trost. Gott sei das Böse aber nicht egal. Er setze sich dagegen ein, tue das aber nicht in einer Allmacht, wie Menschen es sich oft vorstellten. “Er beschneidet nicht die Freiheit, indem er machtvoll Grenzen durchsetzt. Er selber wird Mensch, stellt sich in dieses Drama von Liebe, Freiheit und der Suche nach Gerechtigkeit.”
Der Aachener Bischof Helmut Dieser warnte vor blinder Fortschrittsgläubigkeit. “Hier auf Erden bringt der technische Fortschritt nicht nur Erleichterungen des Alltags, sondern auch immer tiefere Verschiebungen der Lebenszusammenhänge und Abläufe hervor und auch immer bedrohlichere Waffen.” Durch die Geburt Jesu habe sich aber das Menschsein “zum Besseren” geändert. Indem Gott die menschliche Natur angenommen habe, habe er dem Menschen etwas Unzerstörbares verliehen: nämlich Würde – auch über Schuld und Tod hinaus.
Der Essener Bischof Franz Josef Overbeck sagte, Bilder von Kriegen, Mord, Hass und Tod drohten hoffnungsarm zu machen. Die Geburt Jesu sei aber ein Hoffnungsbild. “Da wird den Mächtigen mit ihrer oft erschlagenden Gewalt ein Bild echten Lebens gegenübergesetzt, das so faszinierend ist, dass sich ihm keiner entzieht.” Die Botschaft laute: Gegen alle Gewalt den Frieden, gegen allen Tod das Leben.