Spitzenvertreter der katholischen und evangelischen Kirche hoffen nach der Bundestagswahl auf eine zügige und verantwortungsvolle Regierungsbildung. Zugleich zeigten sie sich besorgt mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte: “Jetzt nach der Wahl stehen die Parteien der demokratischen Mitte vor der anspruchsvollen Aufgabe, mit diesem Wahlergebnis konstruktiv und verantwortungsvoll umzugehen.” Sie hoffe, dass eine neue Regierung die politischen Rahmenbedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ein weltoffenes Deutschland stärke, “ein Deutschland, in dem Menschenwürde und wechselseitiger Respekt zählen”.
Die EKD-Ratsvorsitzende Fehrs äußerte sich sehr besorgt darüber, dass extremistische Positionen größere Zustimmung gefunden haben als bei vorhergehenden Wahlen. Völkische Parolen und menschenverachtende Haltungen seien mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing forderte, nun müssten die demokratischen Kräfte zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger zusammenarbeiten. “Das heißt zuhören, einander verstehen und konstruktiv um gerechte Lösungen ringen und zu Kompromissen bereit sein”.
Nordkirchen-Bischöfin fordert Einsatz für Demokratie
Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, mahnt zum vereinten Einsatz für Demokratie und Nächstenliebe. “Ich ermutige alle, sich weiterhin für ein Miteinander einzusetzen, das von Respekt, Solidarität und Achtung der Menschenwürde geprägt ist”, sagte sie in Schwerin.

“Mit großer Sorge sehe ich allerdings, dass in Teilen unseres Kirchengebietes auch Kandidatinnen und Kandidaten direkt in den Bundestag gewählt wurden, deren Äußerungen und Positionen unsere Gesellschaft spalten und Menschen ausgrenzen.” Die Nordkirche erstreckt sich über die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg.
“Als Christinnen und Christen sind wir gerufen, nicht wegzusehen, sondern das Evangelium der Liebe und Gerechtigkeit in Wort und Tat zu bezeugen. Unterschätze nur niemand die Kraft, die von Nächstenliebe und Barmherzigkeit ausgeht”, so Kühnbaum-Schmidt. Die hohe Wahlbeteiligung bezeichnete sie als ermutigendes Zeichen für eine lebendige Demokratie.
Fünf-Prozent-Hürde: Es hängt am BSW
Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz sagte: „Die Menschen setzen auf die Demokratie. Mit Sorge erfüllt mich, dass jede fünfte Stimme an eine populistische Partei ging. Umso wichtiger ist eine stabile Regierung in einer instabilen Welt“, sagte die evangelische Theologin am Sonntagabend. Viele Bürgerinnen und Bürger sehnten sich nach Orientierung und Hoffnung, nach äußerer und innerer Sicherheit.
“Der heutige Wahlabend lässt eine schwierige Regierungsbildung erahnen. Ich appelliere an alle handelnden Personen, sich ihrer Verantwortung für eine stabile Regierung bewusst zu sein”, sagt Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster. “Wir brauchen aus der politischen Mitte… pic.twitter.com/V1crtB9EQR
— Zentralrat der Juden in Deutschland (@ZentralratJuden) February 23, 2025
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte der „Welt“, er sei erschrocken über den Wahlerfolg der AfD, die ihren Stimmenanteil in nur drei Jahren verdoppelt habe. Es müsse alle umtreiben, „dass ein Fünftel der deutschen Wähler einer mindestens in Teilen rechtsextremistischen Partei ihre Stimme gibt, die sprachlich und ideologisch offen Verbindungen zum Rechtsradikalismus und Neo-Nazismus sucht, mit den Ängsten der Menschen spielt und ihnen nur scheinbare Lösungen anbietet“.
Zentralkomitee der Katholiken gratuliert Merz
Hochrechnungen um 21.30 Uhr zufolge kommt die Union auf 28,6 Prozent der Stimmen, gefolgt von der AfD mit 20,5 Prozent, dahinter die SPD (16,5 Prozent), Grüne (12,1 Prozent) und Linke (8,7 Prozent). Ob das BSW es knapp ins künftige Parlament schafft, ist offen. Die FDP scheitert voraussichtlich an der Fünf-Prozent-Hürde mit 4,7 Prozent.