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Kirche wird zum Segen

Eine Partnerschaftskonsultation mit Delegierten aus Deutschland, Indonesien und Tansania traf sich auf Nordsumatra. Es ging um das Kennenlernen der jeweiligen kirchlichen, kulturellen und sozialen Hintergründe und um die künftige Zusammenarbeit

Kirche wird zum Segen: Unter diesem Motto trafen sich Mitte Juli 60 Delegierte von elf ökumenischen Kirchenpartnerschaften aus Deutschland, Indonesien und Tansania auf Nordsumatra. Die alle fünf Jahre stattfindende Konsultation diente der Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit zwischen der Toba-Batak Kirche (HKBP) in Indonesien, den Evangelischen Kirchen in Rheinland und Westfalen sowie der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Das intensive Kennenlernen der unterschiedlichen Kirchen, kulturellen Vielfalt und sozialen Wirklichkeit war dabei ebenso wichtig wie die Beratung künftiger Schwerpunkte der weltweiten Partnerschaftsarbeit.

Gastgeberin auf der im Toba-See gelegenen Insel Samosir war die Toba-Batak-Kirche, die im 19. Jahrhundert aus der Arbeit deutscher Missionare entstand und heute mit rund fünf Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche in Asien und mitgliederstärkste Kirche der VEM-Familie ist. Zwischen der HKBP, der rheinischen und westfälischen Kirche bestehen seit vielen Jahren intensive Partnerschaften. Regelmäßige Informationen und gegenseitige Besuche, missionarisch-diakonische Projekte und jährliche Partnerschaftsgottesdienste halten die Beziehungen zueinander lebendig.
Das an die Zusage „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein!“ (1. Mose 12, 3) erinnernde Motto durchzog die Konsultation wie ein roter Faden und wurde in Gottesdiensten und Bibelarbeiten auf vielfältige Weise thematisiert. Zudem wurden in sechs Workshops die bisherige Partnerschaftsarbeit bilanziert und künftige Vorhaben vereinbart. So erörterten die Delegierten eingehend die Struktur und Kontinuität der Partnerschaftskomitees, die Verbesserung von Kommunikation und Projektmanagement, aber auch Fragen der Gewinnung und Qualifizierung von Mitarbeitenden.
Angesichts zahlreicher sozialer und ökologischer Probleme in Indonesien wurden auch Themen der Umweltverschmutzung und Müllvermeidung sowie der Überwindung von Gewalt und Armut aufgegriffen. Damit den Worten auch Taten folgten, übte die Konsultation mit dem Verzicht auf Einwegflaschen und der Pflanzung neuer Bäume einige Schritte auf dem Weg der Schöpfungsbewahrung ein. Dem durch Abwasser und Plastikmüll akut bedrohten Öko-System des Toba-Sees galt mit dem Aussetzen junger Fische und dem Säubern einer Uferrandzone die besondere Aufmerksamkeit der Teilnehmenden.
Ein Höhepunkt der Tagung war die feierliche Unterzeichnung der ersten deutsch-indonesisch-tansanischen „Triangel-Partnerschaft“. Die Zusammenarbeit der Kirchenkreise Aachen und Humbang Habinsaran (Nordsumatra) wird nun durch die Partnerschaft zum Kirchenkreis Kaskazini A im Nordwesten Tansanias ergänzt und stärkt die zusehends wichtiger werdende Süd-Süd-Achse zwischen Kirchen in Afrika und Asien. „Dieser Vertrag ist ein Meilenstein in der Geschichte der VEM“, betonte HKBP-Bischof Willem Simarmata. „Die Vereinbarung zeigt, dass wir wirklich eine Gemeinschaft von Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland sind.“
Am Ende der Konsultation verabschiedeten die Delegierten nach intensiver Beratung eine gemeinsame Partnerschaftsvereinbarung für die künftige Zusammenarbeit. Das Agreement betont mit dem Konferenzmotto, dass Gottes guter Segen aller menschlichen Anstrengung vorangeht und die Voraussetzung für ein gesegnetes Wirken der Kirche ist: „Durch Gottes Gnade bekommen wir Stärke und Weisheit, Kreativität und Güte, um ein Segen für die Welt zu sein.“ Gemeinsam bekennen sich die Partnerkirchen zur globalen Mission durch Evangelisation und Diakonie, zur Versöhnung unter den Religionen und mit der Schöpfung.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen bündelnd, verpflichten sich die Partnerkirchen zu verlässlicher Kontinuität und regelmäßiger Information der Partnerschaftskomitees und ermuntern zur verstärkten Nutzung der sozialen Netzwerke. Der jährliche Partnerschaftssonntag soll in allen Kirchen mit Gottesdiensten, gemeinsamen Gebeten und Liedern sowie weiteren Veranstaltungen gefeiert werden. Angesichts der globalen und lokalen Umweltbedrohungen ruft die Vereinbarung die Kirchen zu einem verstärkten Engagement für ökologischen Landbau, nachhaltige Entwicklung und konsequente Müllvermeidung auf.
Hinsichtlich der Sprachenvielfalt mit zeitraubender Übersetzung in Indonesisch, Batak, Kisuaheli und Deutsch empfiehlt die Konsultation für ihre nächste Tagung Englisch als durchgängige Konferenzsprache und eine frühzeitige Schulung der Delegierten. Damit beim Geld die Freundschaft nicht aufhört und Transparenz die Finanztransfers prägt, werden alle Zuwendungen über die VEM an die Mitgliedskirchen überwiesen.
Zum Abschluss der arbeitsintensiven Tagung lud die HKBP zu einem festlichen Batak-Abend mit farbenfrohen Gewändern und traditionellen Tänzen von der Insel Samosir ein. Mit einem vielstimmigen „Horas!“ und herzlichen Umarmungen am Fährboot klang die Konsultation schließlich aus und bestätigte die Erfahrung: „Gegenseitige Besuche und Begegnungen vor Ort sind das Herz jeder Partnerschaft!“

Martin Ahlhaus ist MÖWe-Regionalpfarrer in Südwestfalen.