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Kirche und Verbände: Menschen mit Behinderung besser integrieren

Kirchen und Verbände haben eine bessere Integration von Menschen mit Behinderung gefordert. Das Deutsche Institut für Menschenrechte beklagte am Freitag in Berlin eine halbherzige Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland. Die katholischen Bischöfe erklärten in Bonn: “Wir müssen uns fragen, wie gesellschaftliche, aber auch religiöse Teilhabe für Menschen mit Behinderung möglich wird, wenn diese auf Unterstützung angewiesen sind”.

Am Sonntag (3. Dezember) wird der Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung begangen. Der soll das Bewusstsein für die Belange Betroffener schärfen und ihre Rechte und Würde fördern.

Nach den Worten des Inklusionsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz und Erfurter Weihbischofs Reinhard Hauke scheitert vielerorts die Teilnahme am Gottesdienst “schlichtweg am fehlenden Aufzug oder an der fehlenden Rampe auf dem Weg zur Kirche”. Die freie Wahl und Ausübung von Religion sei zwar durch das Grundgesetz garantiert. Es fehle aber oft an der Umsetzung und Finanzierung der Teilhabemöglichkeiten.

Das Menschenrechtsinstitut forderte Bund, Länder und Kommunen auf, sich entschlossener für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen einzusetzen. Die Leiterin der Monitoring-Stelle für die UN-Behindertenrechtskonvention, Britta Schlegel, verlangte, “tradierte Sondereinrichtungen in den Bereichen Wohnen, Bildung und Arbeit” abzubauen. Menschen mit Behinderungen hätten oft keinen Zugang zu Angeboten in Freizeit und Kultur oder auf dem Wohnungsmarkt.

Die Unionsfraktion im Bundestag sieht sogar Rückschläge bei der Umsetzung der Konvention. “Während zu Beginn der Umsetzungsphase nach Inkrafttreten im Jahr 2009 noch Aufbruchsstimmung herrschte und Erfolge verbucht wurden, haben sich die Sonderstrukturen inzwischen wieder durchgesetzt”, kritisierte der behindertenpolitische Sprecher Hubert Hüppe (CDU). Im Arbeitsmarkt habe es die Ampelkoalition zudem versäumt, Strukturreformen umzusetzen. Viele Betroffene würden weiterhin auf “Werkstätten für behinderte Menschen” verwiesen.

Die Diakonie beklagte die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf Einrichtungen der Behindertenhilfe. Laut einer Umfrage und den Einrichtungen des Evangelischen Fachverbands für Teilhabe (BeB) bleiben derzeit 60 Prozent der offenen Fachkräftestellen länger als sechs Monate unbesetzt. Deshalb müssten Anfragen von Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen abgelehnt werden. Der Vorstandsvorsitzender des BeB, Frank Stefan, verlangte vom Bund einen Runden Tisch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge machte sich zum Welttag für die Chancengleichheit von jungen Menschen mit Behinderung stark. Es wäre “von unschätzbarem Wert, dass sie die gleichen Chancen zur Teilnahme an Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit erhalten”.