Von Heiko Krebs
Das geht dann doch zu weit: Wenn der Humanistische Verband Deutschlands die Obdachlosenarbeit im Gemeindehaus der evangelischen Markusgemeinde am Berliner Ostbahnhof übernähme, wäre das, als wenn der Chef von Daimler Benz mit einem Audi oder BMW vorfahre, beschreibt es der Pressesprecher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Volker Jastrzembski, deutlich. Mit einem Träger, der sich ganz klar antikirchlich versteht und dafür eintritt, „die Dominanz der Kirchen zu überwinden“, sei für eine Kirchengemeinde keine Zusammenarbeit möglich. Was war geschehen? Seit mehr als elf Jahren betreibt die gemeinnützige Gesellschaft MUT, ein Tochterunternehmen der Berliner Ärztekammer, in den kirchlichen Räumen eine Arzt- und Zahnarztpraxis für Obdachlose und andere Bedürftige. Ein Vorzeigeprojekt. Die Einrichtung zur zahnärztlichen Versorgung Obdachloser in Berlin gilt sogar als die erste in Deutschland. Die Zusammenarbeit verlief bislang reibungslos. Es gibt einen Mietvertrag, der die Nutzung der Räume der Kirchengemeinde durch die Gesellschaft MUT regelt. Obdachlosenarbeit passt gut unter das Dach der Kirche. Zwar ist auch MUT kein kirchlicher Träger, weltanschaulich allerdings neutral. So kam man gut miteinander aus.
Vor vollendeten Tatsachen
Im Laufe des vergangenen Jahres beschloss die Gesellschaft MUT allerdings, ihre Obdachlosenarbeit einem anderen Träger zu übergeben. Sie entschied sich für den Humanistischen Verband Deutschlands (HVD), der seine Aktivitäten auf diesem Gebiet gerade erweitern will. Der HVD habe ein sehr interessantes Angebot unterbreitet, sagt MUT-Geschäftsführerin Bettina Lange. So sollten alle Projekte für Obdachlose und sozial Schwache – die Gesellschaft betreibt außer der Arztpraxis noch weitere Einrichtungen in Berlin – im Paket übernommen werden.