Von Uli Schulte Döinghaus
„Wie ein Mantra haben wir seit Beginn der Pandemie betont, dass nur das Impfen gegen die Pandemie hilft. Wir unterstützen voll und ganz eine Impfpflicht“, sagt Wolfgang Kern. Er ist Sprecher der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Ab 16. März müssen rund 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung gegen Corona geimpft sein. Dann tritt eine berufs- und einrichtungsbezogene Impfpflicht für alle in Kraft, die in der Gesundheits- oder Pflegebranche arbeiten. Lobetal ist gut vorbereitet: Neun von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind geimpft.
Diakonische Unternehmen wie die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal sind „Big Player“ in der Gesundheits- und Pflegebranche. Sie zählen zu den größten Arbeitgebern bundesweit. Allein in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz arbeiten 52000 Beschäftigte und einige Tausend Ehrenamtliche in dieser Branche. Fast jeder muss bis Mittwoch, 16. März, geimpft sein.
Einrichtungen sind vorbereitet
Darauf seien die diakonischen Krankenhäuser, Pflegeheime, betreuten Wohneinrichtungen und Therapiezentren zwischen Perleberg, Berlin und Görlitz gut vorbereitet, versichern Ursula Schoen und Andrea Asch vom Vorstand des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO): „Diakonische Einrichtungen und das DWBO als Spitzenverband haben in den letzten Wochen intensiv daran gearbeitet, die berufsbezogene Impfpflicht in eine gute Praxis umzusetzen. Es ist an einigen Stellen noch gelungen, unentschlossene Mitarbeitende für die Impfung zu motivieren.“
Die Impfquote in den diakonischen Pflegeeinrichtungen und Diensten sei insgesamt gut, schreiben Schoen und Asch auf dem Internetportal der DWBO-Diakonie. Neun von zehn Mitarbeitenden seien bereits geimpft. In Berlin sei sogar eine sehr hohe Impfquote in der Pflege zu verzeichnen, im Durchschnitt zwischen 93 und 95 Prozent. Etwas anders in Brandenburg; dort liege der Durchschnittswert bei den geimpften Mitarbeitenden in den stationären Pflegeeinrichtungen der Diakonie bei 84 Prozent. Allerdings gebe es vereinzelt Einrichtungen, in denen die Impfquote unbefriedigend ist.
„Wir sehen jetzt unsere Anstrengungen jedoch durch die Ankündigung aus Bayern – durch die die einrichtungsbezogene Impfpflicht insgesamt in Frage gestellt wird – konterkariert“, warnen DWBO-Vorständlerinnen Ursula Schoen und Andrea Asch. Aus der CSU-geführten bayerischen Landesregierung kommt der Vorschlag, die berufsbezogene Impfpflicht aufzuschieben. Am vergangenen Freitag hatte das Bundesverfassungsgericht im Eilverfahren einen entsprechenden Antrag von Pflege-Bediensteten abgelehnt. Der einrichtungsbezogenen Impflicht steht also nichts im Weg.
In der Diakonie St. Martin rund um Rothenburg in der Oberlausitz arbeiten rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich. „Im Interesse unserer Mitarbeitenden und der uns anvertrauten Menschen befürworten wir jede Art von Möglichkeit, die es zum Schutz einer Erkrankung mit COVID-19 gibt. Dazu zählt auch die Impfung“, schreibt Doreen Lorenz, Pressesprecherin der Diakonie St. Martin.
Mitarbeitende sind zermürbt
In den vergangenen Wochen habe es zahlreiche Gespräche mit den Beschäftigten gegeben. Mit unterschiedlichem Ergebnis: „Wir haben Teams mit einer sehr hohen Impfquote, aber auch Einrichtungen mit einem eher verhaltenen Zuspruch zur Impfung“, sagt Doreen Lorenz. Sie sorgt sich um die Personaldecke, die nach zweijähriger Pandemiezeit deutlich strapaziert sei – durch Quarantänezeiten, Krankheiten und Erschöpfung. „Einen weiteren Personalmangel aufzufangen, ist nahezu unmöglich.“
Dahinter steckt die Sorge, impfunwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten massenhaft kündigen. „Das erwarten wir nicht“, sagt Wolfgang Kern von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, „uns sind solche Schritte oder Ankündigungen nicht bekannt.“