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“Kein Wunder in Sicht”

Seit fast 18 Jahren finden in einer der größten Nürnberger Kirchen, der Kreuzkirche im Stadtteil Schweinau, keine Taufen, keine Trauungen und Gottesdienste statt. Wegen der maroden Dachkonstruktion ist die Kirche geschlossen. Daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern, sagte der evangelische Dekan im Nürnberger Süden, Dirk Wessel, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es ist ein großes Ärgernis“, stellt Wessel fest und, „ein Wunder ist leider nicht in Sicht“.

Die Gemeinde brauche die Kirche mit ihren 650 Sitzplätzen nicht mehr, sagte der Dekan. Auch das Pfarrhaus, das wegen Schimmelbelastung seit 2021 nicht mehr bewohnt ist, sei angesichts sinkender Kirchenmitgliederzahlen nicht mehr nötig. Die evangelische Gemeinde in Schweinau sei seit der Schließung des Gotteshauses 2018 bis heute von 6.450 Personen auf 4.850 Personen geschrumpft, so Wessel. Man habe die Gethsemanekirche und St. Leonhard, in denen Gottesdienste gefeiert würden.

Die Kirche kann nicht wieder genutzt, aber auch nicht abgerissen werden. Das Gebäude aus dem Jahr 1963 nach den Plänen des bekannten Architekten Olaf Andreas Gulbransson steht unter Denkmalschutz. Das große Gelände im Besitz der Gemeinde, auf dem Kirche und Pfarrhaus stehen, ist Allgemeinbedarfsfläche. Das heißt, dort müsste neuer Wohnraum für Nürnberg entstehen, wenn die Kirche dort nicht mehr stünde, erläutert der Dekan. „Die Stadt müsste helfen, damit dort gebaut werden könnte, aber ich sehe auch deren Nöte und Sorgen.“

Das Dach der Kreuzkirche hat den gleichen Konstruktionsfehler wie die im Jahr 2006 eingestürzte Eislaufhalle in Bad Reichenhall, haben Experten der Gemeinde bescheinigt. Ein Baustatiker bewertete im Dezember 2007 das Holztragewerk des Kirchendaches „als extrem einsturzgefährdet“. Ein beauftragter Zimmermann, der einen Blick in das eben geöffnete Dach geworfen hatte, soll vom Gerüst geklettert sein und habe fluchtartig die Kirche verlassen, erzählt man sich.

In den vergangenen Jahren haben sich bereits mehrere Architekten die Kirche angeschaut und hätten versprochen, sich etwas zu ihrer Rettung einfallen zu lassen, berichtete Wessel. Nachdem er die Experten umher geführt und ihnen die Unterlagen und Pläne geschickt habe, hätte er von niemandem wieder etwas gehört. „Auch die Stararchitektin aus New York hat sich nicht mehr gemeldet.“ Abgesehen vom Dach bezeichnet Wessel die Bausubstanz der Kirche und ebenso des Pfarrhauses als gut. Die Gebäude seien keineswegs einsturzgefährdet. Die Gemeinde pflege die Flächen rundherum und halte alles sauber. (1472/02.05.2025)