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Katja Wildermuth führt den BR für fünf weitere Jahre als Intendantin

In der ersten Amtszeit als BR-Intendantin konnte Katja Wildermuth einige Gräben, die ihr Vorgänger hinterlassen hatte, wieder zuschütten. Obwohl ihr trotzdem nicht immer alle Herzen zufliegen, wurde sie wiedergewählt.

Katja Wildermuth (60) steht seit 2021 als erste Frau an der Spitze der viertgrößten ARD-Anstalt. Als sie vor vier Jahren ihren Job als Programmdirektorin beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) aufgab, um als Intendantin zum BR zu gehen, war es auch eine Art Heimkehr. Wildermuth ist zwar 1965 in Berlin geboren, zog aber schon im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern nach Anzing bei München und besuchte die Schule in Markt Schwaben.

Nach dem Lehramts-Studium in München ging sie 1994 zum MDR, der seit seiner Gründung 1992 engste Beziehungen zum BR hatte. Zuerst arbeitete sie als Journalistin in der aktuellen Berichterstattung, später wurde sie Leiterin der MDR-Redaktion Geschichte und Gesellschaft und Stellvertreterin der Leiterin des Programmbereichs Kultur und Wissenschaft.

2016 wechselte Wildermuth als Kulturchefin zum Norddeutschen Rundfunk (NDR) nach Hamburg. Dort war sie als Programmbereichsleiterin für rund 40 TV-Formate für den NDR, Das Erste und Arte verantwortlich. Im Frühjahr 2019 holte sie die damalige MDR-Intendantin Karola Wille zurück in den Osten. Hier übernahm Wildermuth die Programmdirektion für Kultur, Wissen, Bildung und Junge Angebote in Halle/Saale.

Damit war sie auch verantwortlich für das MDR-Sinfonieorchester und den MDR-Rundfunkchor. Im Oktober 2020 wählte sie der BR-Rundfunkrat mit großer Mehrheit zur Nachfolgerin des damaligen BR-Intendanten und ehemaligen Regierungssprechers von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ulrich Wilhelm. Vorangegangen war eine breit angelegte, überparteiliche Kampagne, den unter Wilhelm und seinen Vorgängern als von vielen zu “rückwärtig-männlich” empfundenen Sender zu reformieren und den Weg für eine weibliche Leitung freizumachen.

Unter Wildermuths Führung veränderten sich Führungsstil und Stimmung beim BR spürbar, obwohl die neue Intendantin von ihrem Vorgänger ungeliebte Projekte wie den Umzug großer Teile des BR aus der Münchner Innenstadt in die Außenbezirke nach Freimann geerbt hatte. Anders als Wilhelm gilt Wildermuth als zugänglich und wenig abgehoben.

Die neue Intendantin setzte sich umgehend für eine wieder engere Zusammenarbeit mit dem Rest der ARD ein, sowohl im Programm wie bei bei Technik und Verwaltung. Ihr Vorgänger hatte dagegen die Parole “Bayern First!” ausgegeben und die anderen ARD-Anstalten auf Distanz gehalten.

Wildermuths Wiederwahl für eine zweite, bis 2031 dauernde Amtszeit galt als sicher, mögliche Gegenkandidaten wurden erst gar nicht benannt. Dennoch ist ihr Bild nicht mehr ganz ungetrübt. Kritiker werfen der Intendantin ungenügende Kommunikation über den laufenden Programm-Umbau beim BR vor. Wie alle öffentlich-rechtlichen Anstalten muss auch der BR in den kommenden Jahren zudem weiter massiv sparen. Die Summe beziffert der Sender auf rund 70 Millionen Euro im Jahr. Zurzeit werden allein im Informationsbereich 50 Vollzeitstellen abgebaut.

Bayerns Zeitungsverleger kritisieren zudem den unter Wildermuth erfolgten Ausbau der Regionalstudios des BR. Mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geriet die Intendantin zuletzt wegen der Debatte über den Rundfunkbeitrag aneinander. Als Söder die anhängige Beitrags-Klage von ARD und ZDF beim Bundesverfassungsgericht als “merkwürdige Rechtsauffassung” kritisierte, konterte Wildermuth mit: “Auch Ministerpräsidenten stehen nicht über der Verfassung”.

Die bayerische Staatskanzlei kritisierte Wildermuths Äußerung als “unangemessen”. Und noch etwas könnte dafür sorgen, dass sich manche Geister an der insgesamt erfolgreichen BR-Intendantin scheiden: Wildermuth ist von Kindesbeinen an Fan des FC Bayern München.