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Katholisches Oberhaupt in Nahost hofft auf neue Pilger

Der Jerusalemer Patriarch Pizzaballa verspricht in Köln: Das Pilgern ins Heilige Land ist wieder sicher. Aber er sieht auch große Gefahren für das Christentum im Heiligen Land.

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, setzt nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und dem Libanon auf eine rasche Normalisierung des Pilgertourismus. “Das Pilgern ist inzwischen absolut sicher und auch wichtig für die Gesellschaft”, sagte das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land am Dienstagabend in Köln. Er hoffe, dass die relative Beruhigung der Kriegslage in Israel schon in einigen Wochen wieder zu mehr Ankünften von Pilgern führen werde. Pilgerfahrten und religiöser Tourismus sind für viele Christen in der Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mit Blick auf Deutschland sagte Pizzaballa, es bestehe kein Grund für Fluggesellschaften, ihre Flüge nach Israel zu unterbrechen.

Bei einem Vortrag in der Kölner Hochschule für Katholische Theologie wies der Jerusalemer Patriarch aber auch auf die Gefährdung des Christentums im Nahen Osten hin. So hätten in Jerusalem die Anfeindungen gegen Christen durch radikale Juden deutlich zugenommen. Insbesondere Ordensleute mieden inzwischen bestimmte Stadtviertel aus Angst vor Spuckattacken und sonstigen Übergriffen. Zwar gebe es auch jüdische Organisationen, die solche Fälle für den Kampf gegen den Hass gezielt dokumentierten. “Aber die allgemeine Gleichgültigkeit ist ein Problem”, sagte Pizzaballa der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Mit Blick auf den radikalen Islam, wie er sich gerade wieder in Angriffen islamistischer Milizen im neu aufgeflammten syrischen Bürgerkrieg zeigt, äußerte sich der Kardinal besorgt. Der Nahe Osten mache enorme gesellschaftliche und politische Konflikte durch, von denen alle Menschen in der Region betroffen seien. Die christliche Minderheit stehe dabei allerdings besonders unter Druck, was sich auch an den hohen Auswanderungszahlen zeige. “Alles hängt davon ab, ob es eine politische Perspektive gibt”, so Pizzaballa. Das Modell der westlichen Demokratie passe jedoch nicht zur religiös-konfessionell geprägten Mentalität der Bevölkerungen in der Region.