Frieden, Gerechtigkeit und eine synodale Kirche: Die erste Ansprache des neuen Papstes Leo XIV. begeistert die Katholiken in Deutschland und weckt die Hoffnung auf weitere Reformen. Die Bistümer in Nordrhein-Westfalen zeigten sich erfreut über die Wahl des US-Amerikaners Robert Francis Prevost zum neuen Pontifex. Nach den Worten des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, könnte Leo XIV. einen politischen Gegenpol zu US-Präsident Donald Trump bilden. Ähnlich äußerte sich das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Die katholische Jugend forderte Prevost auf, die Lehre und Gesetze der Kirche auch gegen Widerstände konsequent zu reformieren.
Der neue Papst vertrete eher die Trump-kritische Seite der US-Bevölkerung, sagte Bätzing am Freitag im Deutschlandfunk. Prevost habe als Kardinal US-Vizepräsident J.D. Vance widersprochen, der mit Blick auf die Migrationspolitik erklärt hatte, es sei ein christliches Konzept, dass man zuerst seine Familie liebe, dann die Mitbürger und erst dann den Rest der Welt: „Da hat sich Kardinal Prevost sehr deutlich eingeschaltet und gesagt: Nächstenliebe kennt keine Kategorisierung.“ Auch in seiner neuen Rolle als Papst werde sich Prevost politisch einmischen.
Adveniat-Hauptgeschäftsführer Martin Maier sagte am Donnerstagabend in Essen, mit Leo XIV. werde „dem US-Präsidenten ein Amerikaner gegenübergestellt, der das Gegenteil von Donald Trump repräsentiert“. Prevost baue Brücken und keine Mauern, er stehe auf der Seite der Armen und Ausgegrenzten: „Die Armen, die Hungernden, die Flüchtenden und die Gefangenen weltweit können sicher sein, dass Papst Leo XIV. für sie kompromisslos Partei ergreifen wird.“
Auch das Hilfswerk missio Aachen erklärte, Papst Leo XIV. sei ein Friedenspapst. Er werde die Autorität seines Amtes sicher nutzen, um sich weltweit für ein friedliches Miteinander der Religionen und den Schutz der Menschenrechte einzusetzen.
Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ wies darauf hin, dass noch immer Millionen Kinder in Armut lebten und unter Gewalt, Krieg und Ausbeutung litten. „Eine starke Stimme und ein kraftvolles Eintreten für die Rechte von Mädchen und Jungen ist gerade aktuell zwingend notwendig und ich bin sicher, dass der Papst da an unserer Seite ist“, sagte Präsident Dirk Bingener.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der als einer von drei Deutschen an der Papst-Wahl teilgenommen hatte, zeigte sich „ganz froh und glücklich, dass wir so schnell einen neuen Heiligen Vater gefunden haben“. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte, für Papst Leo XIV. sei die Frage nach einer gerechten Welt von großer Bedeutung. Indem er die katholische Kirche als eine „synodale Kirche auf dem Weg“ verstehe, knüpfe er an das an, was sein Vorgänger angestoßen habe und was für die Kirche in Deutschland von großer Bedeutung sei.
Paderborns Erzbischof Udo Markus Bentz erklärte, mit dem Pontifikat von Leo XIV. werde ein neues und sicherlich segensreiches Kapitel der Kirchengeschichte aufgeschlagen. Der neue Papst baue auf einen „entwaffnenden Frieden, der von Gott kommt“. Der Diözesanadministrator des Bistums Münster, Antonius Hamers, nannte es ein starkes Signal, „dass gerade in der derzeitigen weltpolitischen Situation ein US-amerikanischer Kardinal zum Papst gewählt wird“. Leon XIV. werde „sicher ganz andere Signale in die Welt senden als die derzeitige US-Regierung“.